Wacker Chemie rechnet aufgrund des schwachen Marktumfeldes für 2024 mit leicht rückläufigem Umsatz und Ergebnis

(12.03.2024)

Umsatz sinkt 2023 um 22 Prozent auf 6,4 Mrd. €, EBITDA geht um 60 Prozent auf 824 Mio. € zurück – Jahresergebnis bei 327 Mio. € – Dividendenvorschlag von 3,00 € je Aktie – Für 2024 wird mit Konzernumsatz zwischen 6 Mrd. € bis 6,5 Mrd. € gerechnet

München/Burghausen. Die Wacker Chemie AG (im nachfolgenden WACKER) hat heute bei der Vorlage ihres Geschäftsberichts bestätigt, dass das Unternehmen im Geschäftsjahr 2023 aufgrund des anhaltend schwachen Marktumfelds bei Umsatz und Ergebnis deutlich niedrigere Werte als im Vorjahr erzielt hat. Der Gesamtumsatz des Chemiekonzerns belief sich im abgelaufenen Geschäftsjahr auf 6,40 Mrd. €. Das sind 22 Prozent weniger als im Jahr 2022 (8,21 Mrd. €). Ausschlaggebend für den Rückgang waren vor allem niedrigere Preise und Absatzmengen. Dies gab das Unternehmen heute bekannt.

Das Konzernergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) des Geschäftsjahres 2023 belief sich auf 824 Mio. € (2022: 2,08 Mrd. €). Das ist ein Minus von 60 Prozent. Gründe für den Rückgang waren neben niedrigeren Preisen die weiterhin hohen Kosten für Energie in Deutschland sowie hohe Rohstoffkosten weltweit. In Folge des geringeren Umsatzvolumens sank zudem die Auslastung der Produktionsanlagen. Einsparungen aus den laufenden Effizienzprogrammen des Konzerns haben die Ergebnisentwicklung dagegen positiv beeinflusst.

Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ist aufgrund der oben beschriebenen Effekte um 76 Prozent auf 405 Mio. € gesunken (2022: 1,68 Mrd. €). Die Abschreibungen lagen mit 419 Mio. € leicht über Vorjahr (402 Mio. €). Das Jahresergebnis 2023 belief sich auf 327 Mio. € (2022: 1,28 Mrd. €).

Die Dividendenpolitik von WACKER sieht vor, rund 50 Prozent des Jahresergebnisses an die Aktionärinnen und Aktionäre auszuschütten. Entsprechend schlagen Vorstand und Aufsichtsrat der Hauptversammlung eine Ausschüttung von 3,00 € je Aktie vor. Bezogen auf die am 31. Dezember 2023 dividendenberechtigten Aktien entspricht die Bardividende einer Ausschüttungssumme von 149 Mio. €.

„Im Jahr 2023 ist der Industriemotor weltweit ins Stottern geraten. Vor allem die chemische Industrie war mit heftigem Gegenwind konfrontiert. Dem konnten auch wir uns nicht entziehen“, bekräftigte Vorstandschef Christian Hartel am Dienstag in München. „Die zu Beginn des Jahres erhoffte Erholung der Nachfrage im zweiten Halbjahr hat nicht stattgefunden. Die Inflationsraten lagen weiterhin auf einem hohen Niveau. Der Preisdruck hat zugenommen. Im internationalen Vergleich waren die Energiepreise in Deutschland weiterhin hoch. Hohe Rohstoffkosten weltweit haben die Branche zusätzlich belastet. Wir konnten daher nicht an die Rekordwerte des Jahres 2022 anknüpfen.“

Mit Blick auf die Erwartungen für das laufende Jahr erläuterte Hartel: „In zahlreichen Anwendungsfeldern prägt die schwache Konjunktur weiterhin das Bestellverhalten unserer Kunden. Während die Nachfrage nach Siliconen in einigen Abnehmerbranchen zum Jahresbeginn gestiegen ist, herrscht vor allem im Baubereich weiterhin Zurückhaltung. Eine nachhaltige Trendwende auf der Nachfrageseite lässt sich daraus noch nicht ableiten.“

Der Umsatz lag in den ersten beiden Monaten des laufenden Jahres daher unter Vorjahr. Insgesamt wird WACKER im 1. Quartal voraussichtlich einen Konzernumsatz in der Größenordnung von 1,5 Mrd. € erwirtschaften. Beim EBITDA geht das Unternehmen für das 1. Quartal von einem Wert auf dem Niveau des Vorquartals aus.

Für das Gesamtjahr rechnet WACKER, dass sich das Geschäft im Vergleich zum Vorjahr leicht rückläufig entwickeln wird. Der Umsatz wird voraussichtlich in der Bandbreite von 6 bis 6,5 Mrd. € liegen. Das EBITDA wird voraussichtlich bei 600 bis 800 Mio. €. Dabei geht das Unternehmen von steigenden Absatzmengen aus. „Sollte es im Jahresverlauf zu einer Erholung der Konjunktur kommen, gibt es weiteres Potential für höhere Absatzmengen“, kommentierte Hartel. Die Ergebnisentwicklung wird vor allem durch niedrigere Absatzpreise gebremst.

WACKER reagiert mit einer erhöhten Kostendisziplin auf das schwache Marktumfeld. „Wir verfolgen vorerst eine restriktive Personalpolitik, verschlanken Prozesse und sparen bei unseren Sachkosten“, erläuterte Hartel. „Mittel- und langfristig blicken wir optimistisch in die Zukunft“, bekräftigte der Vorstandschef. „WACKER ist strategisch und finanziell gut aufgestellt. An unseren Wachstumszielen bis zum Jahr 2030 halten wir unverändert fest."

Bis zum Jahr 2030 soll der Umsatz auf mehr als 10 Milliarden Euro steigen. Die EBITDA-Marge soll bei über 20 Prozent liegen. „Um unsere Ziele zu erreichen, haben wir drei Hebel“, so Hartel. „Erstens: Mit unserem Produktportfolio adressieren wir globale Megatrends. Ob erneuerbare Energien, Elektromobilität oder Digitalisierung: Mittel- und langfristig werden diese Trends unser Geschäft weitertreiben. Zweitens: Wir bauen unser Produktionsnetzwerk weltweit aus und investieren so konsequent in unser künftiges Wachstum. Drittens: Nachhaltigkeit ist für uns ein Geschäftsmodell. Den Anteil unseres nachhaltigen Produktportfolios bauen wir stetig aus.“ Entscheidend dabei seien das Know-how und Engagement der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei WACKER, so Hartel weiter. „Sie sind es, die unsere Produkte stetig weiterentwickeln, den Ausbau unseres Produktionsnetzwerkes weltweit vorantreiben und an unserer Nachhaltigkeit arbeiten. Sie sind die Grundlage für unseren künftigen Erfolg.“

Regionen
Im Geschäftsjahr 2023 erwirtschaftete WACKER 85 Prozent seines Umsatzes im Ausland, 15 Prozent in Deutschland. Dabei war die Entwicklung in allen Regionen rückläufig. In Asien beliefen sich die Erlöse auf 2,75 Mrd. € (2022: 3,69 Mrd. €), dies ist ein Rückgang um 26 Prozent. In Amerika verminderte sich der Umsatz um 19 Prozent auf 1,04 Mrd. € (2022: 1,29 Mrd. €). In Europa erzielte WACKER einen Umsatz von 2,30 Mrd. € (2022: 2,83 Mrd. €), dies entspricht einem Rückgang um 19 Prozent.

Investitionen
Die Investitionen lagen 2023 mit 710 Mio. € um 30 Prozent über dem Wert des Vorjahres (2022: 547 Mio. €). Die Mittel gingen vor allem in den Ausbau der Kapazitäten der vier Geschäftsbereiche.

Am Standort Burghausen baut das Unternehmen Kapazitäten für die Produktion von Polysilicium in Halbleiterqualität aus. Investiert wurde zudem in zusätzliche Kapazitäten für die Produktion von hochreinem Chlorwasserstoff, welcher als essenzieller Hilfsstoff in der Halbleiterfertigung zum Einsatz kommt. Mittel flossen außerdem in zusätzliche Produktionskapazitäten für Siliconspezialitäten am Standort Nünchritz und für organofunktionelle Silane in Jining, China. Investiert wurde auch in Kapazitäten für die Herstellung von Spezialsiliconen im chinesischen Zhangjiagang. Ebenfalls in China, am Standort Nanjing, hat WACKER seine Kapazitäten für die Produktion von Dispersionen und Dispersionspulver verdoppelt. Der Ausbau ging über mehrere Jahre und wurde 2023 erfolgreich abgeschlossen. Im Bereich Biotechnologie baut WACKER gerade in Halle ein mRNA-Kompetenzzentrum auf, mit dem das Unternehmen künftig Teil der Pandemiebereitschaft in Deutschland ist. Die Eröffnung des Kompetenzzentrums findet Mitte des Jahres statt.

Sein Biotechnologiegeschäft hat WACKER 2023 zudem mit der Übernahme des spanischen Unternehmens ADL BioPharma, einem Auftragshersteller für die Lebensmittel, Pharma- und Konsumgüterindustrie, gestärkt. Mit dem neuen Standort in León, Spanien, und dem Bau des mRNA-Kompetenzzentrums in Halle hat WACKER 2023 wichtige strategische Meilensteine im Bereich BIOSOLUTIONS erreicht.

Mitarbeitende
Die Zahl der Mitarbeitenden im Konzern ist im Geschäftsjahr 2023 um 653 Beschäftigte gewachsen. Zum 31. Dezember 2023 waren weltweit 16.378 Mitarbeitende (31.12.2022: 15.725 Mitarbeitende) für WACKER tätig. An den deutschen Standorten arbeiteten zum Stichtag 10.621 Mitarbeitende (2022: 10.424), im Ausland waren es 5.757 (2022: 5.301).

Netto-Cashflow, Nettofinanzschulden und Eigenkapitalquote
Der Netto-Cashflow summierte sich im Geschäftsjahr 2023 auf 166 Mio. € (2022: 439 Mio. €). Grund für den Rückgang um 62 Prozent waren vor allem das niedrigere Ergebnis, die höheren Investitionen sowie die Akquisition des Unternehmens ADL BioPharma.

Zum Stichtag 31. Dezember 2023 wies WACKER Nettofinanzschulden in Höhe von 84 Mio. € aus (31.12.2022: Nettofinanzvermögen in Höhe von 409 Mio. €).

Die Bilanzsumme des Konzerns lag zum 31. Dezember 2023 bei 8,85 Mrd. € (31.12.2022: 9,40 Mrd. €) und ist somit um knapp 6 Prozent gesunken. Zurückgegangen sind vor allem die Vorräte und Forderungen sowie die Liquidität. Diese befindet sich jedoch weiterhin auf einem hohen Niveau. Zum Stichtag 31. Dezember 2023 hat WACKER liquide Mittel in Höhe von 1,4 Mrd. € ausgewiesen.

Das Eigenkapital ging infolge der Dividendenausschüttung und des niedrigeren Konzernergebnisses zurück. Auch leicht höhere Pensionsrückstellungen auf Grund gesunkener Diskontierungszinssätze haben sich negativ ausgewirkt. Das Eigenkapital belief sich zum Bilanzstichtag auf 4,58 Mrd. € (31.12.2022: 5,03 Mrd. €).

Geschäftsbereiche
Der Geschäftsbereich WACKER SILICONES verzeichnete im Jahr 2023 einen Umsatz von 2,74 Mrd. €. Der Wert lag um 21 Prozent unter Vorjahr (3,45 Mrd. €). Noch deutlicher ging das EBITDA zurück. Es sank um 73 Prozent auf 236 Mio. € (2022: 876 Mio. €). Ausschlaggebend für diesen kräftigen Rückgang waren niedrigere Preise, vor allem für Standardprodukte sowie geringere Mengen an Spezialitätenprodukten. Auf das operative Ergebnis wirkten sich zudem die gesunkene Anlagenauslastung und weiterhin hohe Rohstoffkosten negativ aus.

Der Umsatz im Geschäftsbereich WACKER POLYMERS lag 2023 bei 1,58 Mrd. € (2022: 2,00 Mrd. €). Das entspricht einem Minus von 21 Prozent. Auch hier minderten vor allem niedrigere Mengen und Preise den Umsatz. Das EBITDA belief sich auf 253 Mio. € (2022: 289 Mio. €). Ein Minus von 12 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Während sich auch hier die niedrigeren Absatzpreise und - mengen negativ auswirkten, haben niedrigere Rohstoffpreise das operative Ergebnis positiv beeinflusst.

Der Geschäftsbereich WACKER BIOSOLUTIONS konnte 2023 seinen Umsatz um zwei Prozent auf rund 337 Millionen Euro (2022: 331 Mio. €) leicht steigern. Besonderen Zuwachs erfuhr dabei das Geschäft mit Biopharmazeutika. Der Umsatz mit den etablierten Produkten war dagegen auf Grund niedrigerer Preise und Absatzmengen rückläufig. Das EBITDA lag mit 7 Mio. € (2022: 17 Mio. €) um 59 Prozent unter dem Wert des Vorjahres. Ursächlich für diesen Rückgang waren vor allem Integrations- und Vorlaufkosten an den Standorten León und Halle.

Der Jahresumsatz im Bereich WACKER POLYSILICON ist mit 1,6 Mrd. € gegenüber dem Vorjahr (2,29 Mrd. €) um 30 Prozent gesunken. Grund für den Rückgang waren auch hier vor allem niedrigere Absatzmengen und Preise. Der Umsatz und somit auch der Anteil von Polysilicium für die Halbleiterindustrie hat sich im Vergleich zum Vorjahr weiter erhöht. Das EBITDA ging um 61 Prozent auf 321 Mio. € zurück (2022: 826 Mio. €). Negativ ausgewirkt haben sich hier neben den produktionsbedingt niedrigeren Absatzmengen und Preisen im Bereich Solarsilicium auch die weiterhin hohen Energiepreise in Deutschland.

Ausblick
WACKER erwartet für das Jahr 2024 auf Grund des weiterhin schwachen Marktumfeldes, dass sich das Geschäft leicht rückläufig entwickeln wird. Das Unternehmen rechnet mit niedrigeren Absatzpreisen, aber steigenden Absatzmengen und positiven Produktmixeffekten in den Chemiebereichen. Währungseffekte werden sich vermutlich leicht negativ auf den Umsatz auswirken.

Insgesamt geht WACKER von einem leichten Umsatzrückgang in allen Regionen aus. Das Unternehmen rechnet mit einem Umsatz in der Bandbreite von 6 Mrd. € bis 6,5 Mrd. €. Das EBITDA wird zwischen 600 Mio. € und 800 Mio. € erwartet. Die EBITDA-Marge wird voraussichtlich deutlich unter dem Vorjahr liegen, die Investitionen leicht unter dem Wert des Vorjahres. Dabei werden die Investitionen die Abschreibungen, die sich 2024 voraussichtlich auf 450 Mio. € belaufen werden, deutlich übertreffen. Beim Jahresüberschuss rechnet das Unternehmen mit einem Wert deutlich unter Vorjahr. Die Nettofinanzschulden werden voraussichtlich steigen. Der Netto-Cashflow wird sich 2024 aller Voraussicht nach im negativen Bereich und deutlich unter dem Vorjahr bewegen.

Der Geschäftsbereich WACKER SILICONES rechnet für 2024 für alle Regionen mit einem Umsatz auf dem Niveau des Vorjahres. Dabei wird von weiterhin niedrigen Durchschnittspreisen, aber höheren Absatzmengen bei Spezialitäten ausgegangen. Die EBITDA-Marge wird voraussichtlich im mittleren einstelligen Prozentbereich liegen.

WACKER POLYMERS erwartet für 2024 niedrigere Absatzpreise. Im Dispersionsgeschäft werden die Absatzmengen voraussichtlich leicht wachsen, im Dispersionspulvergeschäft stabil bleiben. Produktmixeffekte werden sich leicht positiv auf den Umsatz auswirken. Der Geschäftsbereich rechnet für Asien mit einer positiven Absatzentwicklung, in Europa erwartet er einen Rückgang. Der Umsatz dürfte sich um einen hohen einstelligen Prozentsatz unter dem Vorjahr bewegen. Die EBITDA-Marge wird voraussichtlich bei rund 15 Prozent liegen.

Der Geschäftsbereich WACKER BIOSOLUTIONS rechnet 2024 mit einem Umsatzanstieg um rund zehn Prozent. Das EBITDA wird deutlich über dem Vorjahr erwartet. Positiv entwickeln wird sich voraussichtlich vor allem das Geschäft mit biotechnologisch hergestellten Produkten, insbesondere Biopharmazeutika.

WACKER POLYSILICON geht davon aus, dass die Absatzmengen 2024 über dem Niveau des Vorjahres liegen werden. Die Durchschnittspreise für Polysilicium werden dagegen voraussichtlich unter dem Vorjahr liegen. Positive Effekte erwartet der Bereich auch von einer Verbesserung des Produktmixes und laufenden Programmen zur Kostensenkung. Der Umsatz wird voraussichtlich zwischen 1,3 und 1,6 Mrd. € liegen. Beim EBITDA rechnet der Bereich mit einem Wert in der Bandbreite von 200 Mio. bis 400 Mio. €.

Von: http://www.wacker.com

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Das Werk Burghausen ist mit über 8.000 Beschäftigten der weltweit größte Produktionsstandort der Wacker Chemie. (Foto: Wacker)