Grüner Wasserstoff aus Ägypten für das ChemDelta Bavaria?
(24.07.2024)
Ägyptische Experten informierten sich über Forschung im H2-Reallabor Burghausen und über H2-Nachfrage im bayerischen Chemiedreieck
Burghausen. Großes Interesse an einer Kooperation mit dem H2-Reallabor Burghausen – ChemDelta Bavaria kommt aus Ägypten: Eine Delegation von ägyptischen Experten informierte sich jetzt über die spezielle Nachfragesituation von grünem Wasserstoff im ChemDelta Bavaria, die Lieferung desselben an die Industrie vor Ort und über den Standort Burghausen als Wasserstoff-Kompetenzzentrum.
Unter dem Motto „Egypt meets Bavaria“ war die Delegation aus Ägypten vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie nach Bayern eingeladen worden, da das Thema Wasserstoff so große Bedeutung für Bayern und Deutschland hat und Ägypten als potentieller Lieferant für Wasserstoff prädestiniert ist. Das einwöchige Besuchsprogramm beinhaltete themenbezogene Informationsbesuche in München, Nürnberg und Augsburg sowie in Burghausen, von wo aus das Projekt H2-Reallabor Burghausen – ChemDelta Bavaria betrieben wird und das bis 2027 mit über 40 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert wird.
Burghausen und ChemDelta im Fokus
„Das besondere Interesse der Ägypter lag auf zwei Schwerpunkten“, so H2-Reallabor-Geschäftsführer Dr. Christian Hackl: „Das H2-Reallabor Burghausen mit den verschiedenen Forschungsthemen kennenzulernen, den Standort Burghausen als Wasserstoff-Kompetenzzentrum mit dem Wasserstoffstudiengang der TH Rosenheim – Campus Burghausen und dem geplanten Wasserstofftechnikum. Und vor allem auch die spezielle Nachfragesituation insbesondere der chemischen Industrie im ChemDelta zu verstehen.“ Diskutiert wurden die verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten und auch die geeignete Art des Transports des Wasserstoff nach Bayern, hier insbesondere in Form von Methanol.
H2-Cluster am Suezkanal
Ägypten sieht sich als führend an im Bereich der Produktion und Lieferung grünen Wasserstoffs. Das Land hat vor rund drei Jahren mit der Einrichtung einer auf grünen Wasserstoff spezialisierten Wirtschaftszone am Suezkanal begonnen: Dort wird derzeit ein Cluster von Anlagen für grünen Wasserstoff und seine Derivate errichtet, unterstützt vom ägyptischen Staat mit hohen steuerlichen Vorteilen für Investoren. Eine erste 10-MW- Demoanlage für grünen Wasserstoff wurde dort Ende 2022 eingeweiht. Die erste ISCC-zertifizierte Charge grünen Ammoniaks wurde im November 2023 von Ägypten nach Indien geschickt.
Die ägyptische Experten-Delegation zeigte sich laut Dr. Hackl stark beeindruckt vom laufenden Wasserstoff-Projekt, der Wasserstoffforschung mit dem Campus-Studiengang und den potentiellen Möglichkeiten für die Lieferung grünen Wasserstoffs aus Ägypten in die südostbayerische Chemieregion. Einer der Delegationsbesucher resümierte exemplarisch: „Die Woche in Bayern mit den verschiedenen Firmenbesuchen war sehr interessant, aber für mich war das Highlight der Besuch in Burghausen mit dem Kennenlernen von ChemDelta Bavaria und dem H2-Reallabor Burghausen.“ Eine Einladung für einen Gegenbesuch in Ägypten wurde ausgesprochen: „Hierzu ist Anfang 2025 ein Delegationsbesuch aus Bayern in Ägypten geplant“, freut sich H2-Reallabor-Geschäftsführer Dr. Hackl. – mko
Das Projekt H2-Reallabor Burghausen – ChemDelta Bavaria (H2 steht für Wasserstoff) wird mit aktuell über 40 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das ihm angeschlossene FONA „Forschung für Nachhaltigkeit“ (Eine Strategie des Bundesministeriums für Bildung und Forschung) im Zeitraum von April 2023 bis März 2027 gefördert: Damit sollen neue Technologien entwickelt und zur Marktreife geführt werden, um Wasserstoff insbesondere als stoffliche Basis in der chemischen Industrie zu nutzen.
www.reallabor-burghausen.de/h2-reallabor/
Reallabor Burghausen - ChemDelta Bavaria gGmbH: Die Gesamtleitung des Projekts H2-Reallabor Burghausen – ChemDelta Bavaria liegt bei der Reallabor Burghausen - ChemDelta Bavaria gGmbH, die 2021 von der Stadt Burghausen, dem Landkreis Altötting sowie sechs weiteren Gesellschafter aus der Chemieindustrie und der Logistik als gemeinnützige Gesellschaft gegründet wurde, um innovative und nachhaltige Lösungen für die Transformation der Region ChemDelta Bavaria hin zur Wasserstoffwirtschaft zu erforschen und zu Anwendungsmöglichkeiten in weiteren Branchen einschließlich der Logistik zu entwickeln.
www.reallabor-burghausen.de
ChemDelta Bavaria: Das bayerische Chemiedreieck im südöstlichen Oberbayern gehört zu den wichtigsten Wirtschaftsfaktoren des High-Tech-Standorts Bayern und zu den bedeutenden Chemieregionen Europas. Die rund 25 Unternehmen der chemischen Industrie beschäftigen direkt mehr als 20.000 Menschen und erwirtschaften ein Gesamtumsatzvolumen von rund 12 Mrd. Euro. Das entspricht rund 50 Prozent aller Chemiebeschäftigten in Bayern und über sechs Prozent des deutschen Chemieumsatzes.
www.chemdelta-bavaria.de

Burghausen als Wasserstoff-Kompetenzzentrum und das ChemDelta Bavaria als potentieller Abnehmer grünen Wasserstoffs aus Ägypten: Die Ausführungen von H2-Reallabor-Geschäftsführer Dr. Christian Hackl (links) waren für die ägyptischen Wasserstoff-Experten ein „Highlight ihres Besuchs in Bayern“. (Foto: M. Koch)