Stromversorgung: ChemDelta Bavaria sieht Wohlstand der Region gefährdet
(31.07.2019)
Sommerempfang der Chemiedreiecks-Initiative – Staatssekretär Mayer sieht "Gefahr der sukzessiven De-Industriealisierung"
Burghausen. Die Bedeutung der Energiewende für die Zukunft der energieintensiven Industrie in Deutschland stand im Mittelpunkt der diesjährigen „Summer Lounge“ der Initiative ChemDelta Bavaria. In einem Impulsreferat verwies Staatssekretär MdB Stephan Mayer auf die Herausforderungen, denen sich das Bayerische Chemiedreieck in seiner Rolle als wirtschaftliche Schlüsselregion im Süden Deutschlands stellen muss.
Der ChemDelta-Summer Lounge in der Villa Sell in Burghausen dient traditionell dem Informationsaustausch von Verantwortlichen der Chemiestandorte mit Mandatsträgern und Stakeholdern von Politik, Wissenschaft, Verwaltung und Behörden aus den Landkreisen Altötting, Mühldorf und Traunstein sowie weiteren bayerischen Regionen. ChemDelta Bavaria steht in enger Zusammenarbeit mit den bayerischen Chemieverbänden (VBCI) für 20 Unternehmen der chemischen Industrie im Südosten Bayerns – mit unmittelbar 20.000 und weiteren rund 50.000 davon abhängigen Arbeitsplätzen sowie über zehn Milliarden Euro jährlichem Umsatz.
Der Werkleiter der Wacker Chemie AG in Burghausen und Vorsitzender des ChemDelta-Lenkungskreises, Dr. Dieter Gilles, erläuterte zu Beginn die Auswirkungen der Energiewende auf die Wirtschaftsregion im Südosten Bayerns und auf die Bevölkerung im ChemDelta Bavaria: Das wirtschaftliche Wohlergehen der Standorte habe jahrzehntelang für eine positive Beschäftigungslage und Wohlstand gesorgt, und damit „auch für ein blühendes gesellschaftliches und kulturelles Leben“.
Dr. Gilles betonte, dass die im Rahmen der Energiewende vorhandenen unklaren Aussichten bei der Stromversorgungssicherheit und weiter steigende Strompreise das weitere Wachstum im ganzen Chemiedreieck gefährden könnten. „Die Versorgungssicherheit über leistungsfähige Netze und die internationale Wettbewerbsfähigkeit unserer Strompreise wird sich auch auf den Wohlstand der gesamten Region massiv auswirken", so Gilles. Als Initiative ChemDelta Bavaria und als Chemiestandort könne man daher als erstes nur darauf drängen die Stilllegung der Kohlekraftwerke zu stoppen, „bis „grundlastfähiger Ersatz vorhanden ist“. Zudem seien international wettbewerbsfähige Strompreise bei steigenden nationalen Abgaben nur durch eine Strompreisbegrenzung zu erreichen.
In eine ähnliche Kerbe schlug Stephan Mayer, Staatssekretär im Bundesinnenministerium, mit „einigen persönlichen Gedanken zu dieser Thematik“. Der Chemie-Cluster ChemDelta Bavaria habe jetzt zehn sehr gute Jahre hinter sich. In Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Chemiestandorte habe die Politik in dieser Zeit vieles positiv zur Entwicklung beitragen können, wie beispielsweise die baldige Fertigstellung der A94 in Richtung München, das Kombi-Terminal Burghausen oder die Ethylenpipeline Süd (EPS). Bei der laufenden Energiewende sieht Mayer angesichts des Ausstiegs von der Kernenergie und von der Kohle-Verstromung die Gefahr „in Deutschland und gerade in den Regionen mit energieintensiven Industrien in eine sukzessive De-Industrialisierung zu geraten“. Man müsse sich den Herausforderungen der Energiewende offen stellen und dabei auf die Bedürfnisse der energieintensiven Betriebe eingehen, also auch keine weiter ansteigenden Stromkosten in Kauf nehmen. Der Erhalt der energieintensiven Industrie durch wettbewerbsfähige Strompreise sei von höchstem gesellschaftlichem Interesse.
Von: WiföG/mko
Beim Summer Lounge der Initiative ChemDelta Bavaria: (von rechts) ChemDelta-Sprecher Georg Häckl, Dr. Dieter Gilles (Wacker Chemie AG) als Vorsitzender des ChemDelta-Lenkungskreises, Staatssekretär Stephan Mayer, Dr. Gerhard Wagner (OMV Deutschland GmbH), Mühldorfs Landrat Georg Huber, Dr. Bernhard Langhammer (Chemiepark Gendorf) und Altöttings Landrat Erwin Schneider.