Die Burghauser Geschäftswelt stellt sich neu auf
(17.04.2011)
Die ersten Einzelhändler beurteilten sich gegenseitig beim „Cross-Check“ − Durchwegs positives Echo Burghausen. „Ich hätte das schon vor zehn Jahren machen sollen, dann würde es mir heute besser gehen“, gibt Maria Weiland zu verstehen. Die Inhaberin des Fotogeschäfts hinter der Konradkirche ist eine der ersten neun Teilnehmer des Cross-Checks, bei dem sich die Burghauser Geschäfsleute gegenseitig „auf den Zahn fühlen“ und gnadenlos ihre Schwächen offen legen. Der Cross-Check ist Teil einer Qualitätsoffensive, mit der sich der Burghauser Handel rüsten will für den zu erwartenden neuen Wettbewerb, der durch das geplante neue Salzachzentrum entstehen wird. Neun Geschäftsleute schwärmten nach einer Instruktion im Gasthof Post durch den Grabenstätter Qualikom-Chef Christian Klotz mit Listen aus, um in den Geschäften der anderen Teilnehmer Kritikpunkte festzuhalten, Fotos zu machen und gleich am Abend gemeinsam im Team nach Lösungsansätzen zu suchen. 90 Beurteilungskriterien gab es. „Jedes Geschäft hat unterschiedliche Stärken und Schwächen“, sagt Klotz. Den „Schlüssel zum Kunden“ sieht er im Außenauftritt des Geschäfts ebenso wie in der Atmosphäre im Innenbereich, der Aufenthaltsqualität; es komme nicht zuletzt darauf an, wie gut sortiert und aufgeräumt der Laden ist. Eine wesentliche Rolle spielten die Mitarbeiter, ebenso das Marketing und das Image des Betriebes. Jedes Geschäft bekommt von Klotz eine Zusammenfassung von 30 Seiten, in der einen individuellen Leitfaden vorfindet, der Anregung für Verbesserungen enthält. „Ich verstehe nicht, dass so wenige mitmachen“, fährt Maria Weiland fort. Man sollte froh sein, wenn man auf Schwachstellen aufmerksam gemacht wird, denn jeder werde mit der Zeit betriebsblind. „Die Leute wollen heute ein Einkaufserlebnis. Ich wusste bisher nicht, wo ich anfangen sollte, um das zu erreichen.“ Die Geschäftsfrau will nach und nach die Vorschläge umsetzen. Ganz begeistert ist auch Astrid Reisinger. Christian Klotz konnte sie davon überzeugen, dass es darauf ankommt, die persönliche Marke des Geschäfts besser herauszustellen. Der Eingangsbereich und die Außenwirkung könnten verbessert werden. Es gehe darum, das Schaufenster immer wieder aufs Neue interessant zu gestalten. „Die Leute mögen öfter mal was Neues sehen“, weiß Astrid Reisinger, die schon damit angefangen hat, Vorschläge in ihrem Haushaltswaren- und Dekogeschäft umzusetzen − „so gut wie möglich und mit Herzblut“. Der Cross-Check werde mit Unterstützung von Stadt, VR-Bank und Gewerbeverband angeboten. Astrid Reisinger hofft, dass möglichst viele das Angebot nutzen und an den weiteren geplanten Cross-Checks teilnehmen. Auch Günther Bruckmeier findet grundsätzlich gut, dass sich die Gemeinschaft der Burghauser Geschäfte weiterentwickelt und man sich gegenseitig hilft. Was sich konkret am Sportgeschäft am Stadtplatz ändern soll, will er mit seiner Frau Sonja erst entscheiden, wenn die Zusammenfassung da ist. „Es ist wirklich eine knallharte Geschichte“, findet Juwelier Markus Wohlmannstetter. Man werde beurteilt und müsse sich der Kritik stellen. „Jeder sollte diese Gelegenheit nutzen. Wer weiß, wann sich nochmals eine ergibt“, betont er. Er selbst hat einen Anstoß bekommen, aktiver zu werden. „Man sieht zwar selbst manche Fehler, aber man ändert nichts. Eine Aktivierung ist durch den Cross-Check auf jeden Fall schon da.“ Alexander Geith, Vorsitzender des Gewerbeverbandes, drückt seine Begeisterung aus: „Es war eine gut vorbereitete Geschichte, die ein bisschen die Augen öffnet. Man sieht den eigenen Betrieb doch mit ganz anderen Augen. Der Cross-Check beinhaltet viele Themen wie Freundlichkeit der Mitarbeiter, Ambiente, Beleuchtung, Fassade. „Ich bin zwar kein typischer Einzelhändler, aber für mich war es trotzdem interessant,“ sagt der Betreiber eines auf Arbeitsschutz und Textilpflege spezialisierten Betriebes. Für Jürgen Lenz, Damenmoden, ist unter anderem interessant, dass die Kollegen, die sich gegenseitig beurteilen, nicht aus der gleichen Branche kommen. So etwas wäre für jeden Einzel- händler wichtig. „Wir werden sicher kleine Faceliftings vornehmen“, sagt er zum Ergebnis. Das fange mit der Visitenkarte an und höre mit der Fenster-Gestaltung auf. Was es bringt, wenn das neue Salzachzentrum kommt, könne man heute noch nicht sagen. „Aber es ist besser, wenn man was tut und sich darauf einstellt.“ Gut wäre auch, wenn eine Art „Wir-Gefühl“ entstehen würde, damit ein Gegenpol zum Zentrum gesetzt werden kann. Lenz würde auch begrüßen, dass man in Burghausen zu vernünftigen Kern-Öffnungszeigen am Samstag kommt und sich alle einig werden. Werberingvorsitzende Petra Forstpointner hat selbst mitgemacht und danach zugegeben: „Die Außenwirkung meines Geschäftes ist zu gering. Der Firmenname kommt zu wenig rüber. Insgesamt ist sie aber mit der Beurteilung zufrieden. Sie glaubt auch, dass die Präsentation künftig immer mehr an Bedeutung gewinnt. Durch die Teilnahme bekomme man auch Verständnis für die Probleme anderer Händler. „Es stärkt das Gemeinschaftsgefühl, und man sieht gemeinsam, dass man etwas tun und an einem Strang ziehen muss“. „Jeder Betrieb, der sich in Burghausen an der Qualitätsoffensive des Handels aktiv beteiligt, erhält nach Abschluss der Maßnahme ein Qualitätszertifikat“ so Christian Klotz abschließend. Die nächsten Cross-Check-Tage werden am 16. März und am 13. April in Burghausen stattfinden. Anmeldung bei Christian Klotz, Telefon 08661– 982666, Fax: 08661 – 982667
Von: http://www.pnp.de/region_und_lokal/landkreis_altoetting/burghausen/