16 Prozent Minus: Wacker Chemie AG bleibt wegen geringerer Absatzmengen im 1. Quartal 2023 unter den Vorjahreswerten

(02.05.2023)

Konzernumsatz im 1. Quartal 2023 liegt mit 1,74 Mrd. € um 16 Prozent unter Vorjahr – EBITDA geht mit 281 Mio. € wegen niedrigerer Absatzmengen und Preise gegenüber dem Vorjahr um 56 Prozent zurück

München/Burghausen. Die Wacker Chemie AG hat das 1. Quartal 2023 mit niedrigeren Werten bei Umsatz und Ergebnis abgeschlossen. Im Berichtsquartal erwirtschaftete der Münchner Chemiekonzern Umsatzerlöse in Höhe von 1,74 Mrd. €. Das sind 16 Prozent weniger als im Vorjahr (2,08 Mrd. €). Ausschlaggebend für den Rückgang waren in erster Linie niedrigere Absatzmengen. Gegenüber dem Vorquartal (1,83 Mrd. €) sank der Umsatz um 5 Prozent.

WACKER hat im 1. Quartal 2023 ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) in Höhe von 281 Mio. € erwirtschaftet. Das sind 56 Prozent weniger als im Vorjahr (644 Mio. €). Im Vergleich zum Vorquartal (355 Mio. €) ist das EBITDA um 21 Prozent zurückgegangen. Verantwortlich für das niedrigere operative Ergebnis waren neben den geringeren Absatzmengen auch die im Jahresvergleich gestiegenen Energiepreise. Durch die gegenüber dem 1. Quartal 2022 insgesamt niedrigere Auslastung der Produktionsanlagen stiegen außerdem die Herstellungskosten, was die Ergebnisentwicklung gebremst hat. Für die drei Monate Januar bis März 2023 ergibt sich eine EBITDA-Marge von 16,1 Prozent (Vorjahr: 31,0 Prozent). Im Vorquartal lag sie bei 19,4 Prozent.

Das Konzernergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) ist auf Grund der genannten Faktoren deutlich zurückgegangen. Es summiert sich im Berichtsquartal auf 178 Mio. €. Das sind 68 Prozent weniger als vor einem Jahr (550 Mio. €) und entspricht einer EBIT-Marge von 10,2 Prozent (Q1 2022: 26,5 Prozent). Das Periodenergebnis des Berichtsquartals summiert sich auf 147 Mio. € (Q1 2022: 403 Mio. €). Das Ergebnis je Aktie beläuft sich damit auf 2,90 € (Q1 2022: 7,92 €).

Seine Prognose für das Jahr 2023 hat WACKER bestätigt. Demnach rechnet das Unternehmen im Gesamtjahr mit einem Umsatz in der Bandbreite von 7 Mrd. € bis 7,5 Mrd. €. Verantwortlich dafür ist eine Kombination von deutlich niedrigeren Absatzpreisen, im Jahresverlauf steigenden Absatzmengen und positiven Produktmixeffekten in den Chemiebereichen. Das EBITDA erwartet der Münchner Chemiekonzern zwischen 1,1 Mrd. € und 1,4 Mrd. €.

„Wie erwartet haben sich der Bestandsabbau unserer Kunden und das zurückhaltende Bestellverhalten im 1. Quartal in unseren Zahlen niedergeschlagen“, sagte Konzernchef Christian Hartel am Freitag in München. „In allen Geschäftsbereichen haben wir daher weniger verkauft als vor einem Jahr.“

Gleichzeitig zeigte sich Hartel aber zuversichtlich, dass beim Bestandsabbau der Kunden die Talsohle nun durchschritten sein könnte. „Im März haben alle unsere Geschäftsbereiche höhere Umsätze erzielt als noch zu Jahresbeginn“, erläuterte der Vorstandschef. „Ein klares Signal für ein deutlich stärkeres zweites Quartal ist jedoch noch nicht im Markt abzulesen, auch nicht aus China. Unsere Kunden erwarten, dass das Geschäft im Jahresverlauf weiter anziehen wird, bestellen aber weiterhin sehr kurzfristig.“ Auf dieser Basis, so Hartel, werde das 2. Halbjahr 2023 insgesamt besser ausfallen als die erste Jahreshälfte.

Mit Blick auf die mittelfristigen Perspektiven von WACKER zeigte sich Hartel ebenfalls optimistisch: „Mit unserer Strategie 2030 haben wir ein klares Ziel im Blick: Mehr Tempo beim Wachstum, eine hohe Profitabilität und eine erhöhte Widerstandskraft in Zeiten des permanenten Wandels.“ Bis zum Jahr 2030, so der Vorstandsvorsitzende, peile WACKER einen Umsatz von mehr als 10 Mrd. € an. Die EBITDA-Marge soll dann bei über 20 Prozent liegen. Ein wesentlicher Baustein, um diese Ziele zu erreichen, seien höhere Investitionen, die sich weltweit auf mehr als 40 verschiedene Projekte verteilen, sagte Hartel. Im Geschäftsjahr 2023 steigen diese auf rund 650 Millionen Euro.

Regionen
Im 1. Quartal 2023 war der Umsatz in allen Regionen niedriger als im Vorjahr. In Asien summierten sich die Erlöse auf 733 Mio. €. Das sind 17 Prozent weniger als im Vorjahr (887 Mio. €). In Amerika sank der Konzernumsatz im Berichtsquartal um 9 Prozent auf 278 Mio. € (Q1 2022: 305 Mio. €). In Europa beliefen sich die Erlöse auf 649 Mio. € (Q1 2022: 790 Mio. €). Das ist ein Rückgang um 18 Prozent.

Investitionen und Netto-Cashflow
Die Investitionen des Konzerns sind im 1. Quartal 2023 weiter gewachsen. Mit 104 Mio. € erhöhten sie sich gegenüber dem Vorjahr (84 Mio. €) um 24 Prozent. Die Mittel flossen in Ausbauprojekte aller vier Geschäftsbereiche in Europa, Asien und den USA.

Der Netto-Cashflow des 1. Quartals 2023 beläuft sich auf 49 Mio. € und hat sich damit gegenüber dem Vorjahreswert mehr als verdoppelt (18 Mio. €). Neben den im Jahresvergleich deutlich geringeren Effekten aus der Entwicklung des Working Capital kommt hier zum Tragen, dass WACKER im 1. Quartal 2022 eine Zahlung im Zusammenhang mit dem Erwerb einer 60-prozentigen Beteiligung am chinesischen Spezialsilanhersteller SICO Performance Material geleistet hatte.

Mitarbeiter
Die Zahl der bei WACKER weltweit Beschäftigten ist im Berichtsquartal leicht gestiegen. Zum Stichtag 31. März 2023 waren im Konzern 15.877 (31.12.2022: 15.725) Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tätig. An den WACKER-Standorten in Deutschland arbeiteten zum Ende des Berichtsquartals 10.490 (31.12.2022: 10.424) Beschäftigte, an den internationalen Standorten waren es 5.387 (31.12.2022: 5.301).

Geschäftsbereiche
WACKER SILICONES hat im 1. Quartal 2023 einen Gesamtumsatz von 760 Mio. € erzielt. Das sind 17 Prozent weniger als im Vorjahr (921 Mio. €). Die Hauptursachen für diesen Rückgang sind niedrigere Preise für Silicone und geringere Absatzmengen. Im Vergleich zum Vorquartal (706 Mio. €) ist der Umsatz des Geschäftsbereichs dagegen um 8 Prozent gewachsen. Das EBITDA von WACKER SILICONES ist mit 96 Mio. € gegenüber dem Vorjahr (279 Mio. €) um 66 Prozent zurückgegangen. Im Vergleich zum Vorquartal (123 Mio. €) lag der Rückgang bei 22 Prozent. Im 4. Quartal 2022 hatte eine Zuschreibung auf eine at-Equity-konsolidierte Beteilung in China das EBITDA um 72 Mio. EUR erhöht. Operativ ist das EBITDA im Vergleich zum Vorquartal um 88 Prozent angestiegen. Neben dem niedrigeren Umsatz haben auch die im Jahresvergleich höheren Energiepreise und die geringere Auslastung der Produktionsanlagen die Entwicklung des EBITDA gebremst. Die EBITDA-Marge belief sich im 1. Quartal 2023 auf 12,6 Prozent nach 30,3 Prozent im 1. Quartal 2022 und 17,4 Prozent im Vorquartal.

Der Gesamtumsatz von WACKER POLYMERS lag im Berichtsquartal mit 428 Mio. € um 17 Prozent unter Vorjahr (518 Mio. €). Vor allem niedrigere Absatzmengen, aber auch geringere Preise sind die Ursachen für diesen Rückgang. Im Vergleich zum Vorquartal (421 Mio. €) sind die Erlöse dagegen um 2 Prozent gewachsen. Das EBITDA von WACKER POLYMERS summierte sich im 1. Quartal 2023 auf 71 Mio. € (Vorjahr 93 Mio. €). Das sind 24 Prozent weniger als vor einem Jahr. Zusätzlich zum geringeren Umsatz haben die im Jahresvergleich niedrigere Auslastung der Produktionsanlagen sowie die höheren Energiepreise das EBITDA gemindert. Gegenüber dem Vorquartal (45 Mio. €) ist das EBITDA dagegen um 58 Prozent gewachsen. Die EBITDA-Marge lag im 1. Quartal 2023 bei 16,6 Prozent nach 17,9 Prozent im Vorjahr und 10,6 Prozent im Vorquartal.

WACKER BIOSOLUTIONS erzielte im 1. Quartal 2023 mit 77 Mio. € einen Gesamtumsatz auf dem Niveau des Vorjahres (77 Mio. €). Im Vergleich zum Vorquartal (81 Mio. €) ist der Umsatz unter anderem wegen geringerer Absatzmengen um 5 Prozent zurückgegangen. Das EBITDA von WACKER BIOSOLUTIONS lag im Berichtsquartal mit -1,6 Mio. € um 1,2 Mio. € unter Vorjahr (-0,4 Mio. €) und um 6,4 Mio. € unter dem Wert des Vorquartals (4,8 Mio. €). Vor allem die Vorleistungen für den Aufbau des mRNA-Kompetenzzentrums in Halle haben das EBITDA geschmälert. Die EBITDA-Marge belief sich auf -1,6 Prozent nach -0,5 Prozent im Vorjahr und 5,9 Prozent im 4. Quartal 2022.

WACKER POLYSILICON hat im Berichtsquartal einen Gesamtumsatz von 441 Mio. € erzielt. Das sind 16 Prozent weniger als im Vorjahr (525 Mio. €) und 23 Prozent weniger als im Vorquartal (574 Mio. €). Ursa-che für diesen Rückgang waren die deutlich geringeren Absatzmengen bei Solarsilicium. Dazu beigetragen haben ein zu Beginn des Jahres zurückhaltender Start auf Kundenseite wegen der volatilen Polysiliciumpreise sowie eine wartungsbedingte Anlagenabstellung. Die gegenüber dem Vorjahr höheren Preise konnten das nicht vollständig ausgleichen. Bei Polysilicium für Halbleiteranwendungen sind die Absatzmengen sowohl im Jahres- als auch im Quartalsvergleich weiter gewachsen. Das EBITDA von WACKER POLYSILICON belief sich im Berichtsquartal auf 98 Mio. € und ging damit gegenüber dem Vorjahr (225 Mio. €) um 56 Prozent zurück. Neben dem deutlichen Mengenrückgang haben auch die im Jahresvergleich höheren Energiepreise und eine niedrigere Anlagenauslastung das EBITDA gemindert. Gegenüber dem Vorquartal (197 Mio. €) ist das EBITDA um 50 Prozent gesunken. Von Januar bis März 2023 errechnet sich für den Geschäftsbereich eine EBITDA-Marge von 22,2 Prozent nach 42,7 Prozent im 1. Quartal 2022 und 34,3 Prozent im 4. Quartal 2022.

Ausblick
WACKER hat seine Einschätzungen zur voraussichtlichen Entwicklung des Unternehmens im laufenden Jahr im Prognosebericht des Geschäftsberichts 2022 ausführlich dargestellt. Aktuelle Konjunkturprognosen gehen davon aus, dass die weltweite Wirtschaftsleistung 2023 niedriger sein wird als im Vorjahr.

Seine Prognose für das Gesamtjahr 2023 hat WACKER bestätigt. Demnach rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz in der Bandbreite von 7 Mrd. € bis 7,5 Mrd. €. Das EBITDA wird zwischen 1,1 Mrd. € und 1,4 Mrd. € erwartet. Die EBITDA-Marge wird voraussichtlich deutlich unter Vorjahr liegen. Die Investitionen werden mit 650 Mio. € deutlich höher sein als im Vorjahr. Sie liegen damit auch deutlich über den Abschreibungen, die sich auf rund 450 Mio. € belaufen. Der Konzernjahresüberschuss wird deutlich unter dem Vorjahr liegen. Der Netto-Cashflow soll positiv, aber deutlich niedriger als im Vorjahr sein. Für das Jahr 2023 wird eine geringe Nettoverschuldung erwartet.

Das Werk Burghausen ist der wichtigste WACKER-Produktionsstandort mit über 8.000 Beschäftigten, an dem alle Geschäftsbereiche produzieren. Daneben produzieren am Standort ebenso die Siltronic AG und die Westlake Vinnolit GmbH & Co. KG.

Von: http://www.wacker.com

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Größter Chemiestandort im bayerischen Chemiedreieck, dem ChemDelta Bavaria, ist das Burghauser Werk der Wacker Chemie AG, in dem über 8.000 Menschen beschäftigt sind. (Foto: Wacker Chemie AG)