Niedrigere Öl- und Gaspreise und schwächelnde Chemie-Sparte belasten OMV im 3. Quartal 2023

(31.10.2023)

Nach Rekordjahr 2022 mit den exorbitant hohen Rohstoffpreisen bei Öl und Gas „normalisiert“ sich operatives Ergebnis auf 4,6 Mrd. Euro – Schwächelnde Chemiesparte macht sich deutlich bemerkbar

Wien/Burghausen. Dem österreichischen OMV-Konzern machen die nach dem Rekordjahr 2022 gesunkenen Öl- und Gaspreise sowie Verluste in seiner Chemiesparte zu schaffen: So hat sich im dritten Quartal das operative Ergebnis auf 1,33 Milliarden Euro mehr als halbiert, allerdings war das Vorjahr 2022 von einem „außerordentlich hohen Ergebnis“ geprägt gewesen, das auf den damals „unhaltbar hohen Niveaus der Rohstoffpreise“ basierte und sich 2023 normalisiert habe. Der Gewinn ist zwar im 3. Quartal 2023 um 64 Prozent auf 431 Millionen Euro eingebrochen, dennoch habe man „das zweitbeste 9-Monats-Ergebnis der Unternehmensgeschichte erzielt“. Das hat das teilstaatliche Unternehmen heute Dienstag mitgeteilt.

Die OMV, das integrierte Unternehmen für Energie, Kraftstoffe und Rohstoffe sowie Chemikalien und Materialien mit Hauptsitz in Wien, das mit dem Tochterunternehmen OMV Deutschland GmbH den Raffinerie-Standort Burghausen betreibt, erzielte in den ersten neun Monaten 2023 ein „CCS-Operatives Ergebnis vor Sondereffekten von rund EUR 4,6 Mrd.“ Dies stellt einen Rückgang von 1,33 Mrd. Euro gegenüber dem außerordentlich hohen Ergebnis im Jahr 2022 dar. „Dieses Jahr war nach wie vor von den anhaltenden Auswirkungen der geopolitischen Konflikte, den wirtschaftlichen Herausforderungen und der ungünstigen konjunkturellen Entwicklung einiger Geschäftsbereiche geprägt. Dies führte unter anderem zu sinkenden Rohstoff- und Energiepreisen, die sich deutlich auf die Gewinnmargen auswirkten“, wie das Unternehmen heute mitteilt.

„Normalisierung unserer Ergebnisse“
Wie OMV-Vorstandsvorsitzender Alfred Stern mitteilte „haben wir ein solides Ergebnis erzielt - unser zweitbestes 9-Monats-Ergebnis seit Beginn der Aufzeichnungen - und einen stetigen Cashflow zur Unterstützung unserer Wachstumsprojekte. Wir haben in den ersten neun Monaten des Jahres 2023 eine Normalisierung unserer Ergebnisse erlebt, da die Rohstoffpreise von den unhaltbar hohen Niveaus des Vorjahres gefallen sind. Darüber hinaus gab es eine Abschwächung im Chemiesektor, die auf eine rückläufige Verbrauchernachfrage zurückzuführen ist. Darüber hinaus haben wir unseren strategischen Weg zur Umsetzung unserer Transformation konsequent fortgesetzt, einschließlich der Diversifizierung unserer Gasversorgungsquellen, neuer SAF-Verträge mit führenden europäischen Fluggesellschaften und der Inbetriebnahme der Baystar-Polyethylen-Anlage in Texas, USA.“

Vor allem die vom OMV-Vorstandschef zum Wachstumsmotor auserkorene Chemiesparte, zu der auch die mit einem Standort in Burghausen ansässige Petrochemie-Tochter Borealis gehört, zeigt ausgeprägte Schwächen: So verzeichnete der Bereich „Chemicals & Materials“ einen operativen Verlust vor Sondereffekten von 11,0 Millionen Euro nach einem Gewinn von 214 Millionen Euro. Begründet wurde dies in der OMV-Mitteilung mit niedrigeren Margen infolge einer schwächeren Nachfrage. Vorerst erwartet man keine Verbesserung: Für 2023 erwartet die OMV eine Ethylen-Referenzmarge von rund 510 Euro je Tonne, nachdem zuvor mit 530 Euro je Tonne gerechnet wurde. Die Propylen-Referenzmarge wird laut OMV voraussichtlich rund 400 Euro je Tonne betragen, nachdem sie 2022 bei 534 Euro je Tonne lag.

Die Rückgänge im Chemiebereich seien auch mit dem Wegfall des verkauften Stickstoffgeschäfts und einem deutlich geringeren Beitrag der Borealis-Joint-Ventures begründet. Die OMV verhandelt derzeit mit dem staatlichen Ölkonzern Adnoc aus Abu Dhabi über eine mögliche Fusion ihrer Petrochemie-Sparten Borealis und Borouge.

Hohe Einbußen verbuchte auch der Bereich Energy, der die Suche und Förderung von Öl und Gas beinhaltet. Der operative Gewinn schrumpfte dort hauptsächlich wegen niedrigerer Öl- und Gaspreise um 68 Prozent auf 942 Millionen Euro. Die gesamte Produktion verringerte sich um 18.000 Barrel pro Tag auf 364.000 Barrel. Der Grund seien ungeplante Förderstillstände in Norwegen und natürliche Förderrückgänge in Norwegen und Rumänien. Zudem habe die routinemäßige Wartung in Malaysia länger gedauert, hieß es seitens OMV. Auch im Gesamtjahr sieht die OMV Rückgänge: Die Produktion werde bei rund 360.000 Barrel pro Tag erwartet nach 392.000 Barrel im Jahr davor.

Kraftstoffverkäufe in Europa angestiegen
Zulegen konnte die OMV im Bereich „Fuels & Feedstock“: Dort wurde der operative Gewinn vor Sondereffekten um gut ein Fünftel auf 418 Millionen Euro gesteigert. Hintergrund: Die Kraftstoff- und sonstigen Verkaufsmengen in Europa sind auf 4,28 Mio. t angestiegen. Vor allem im Raffineriebereich lief es daher besser, nachdem die Raffinerie Schwechat im Vorjahr nach einem Unfall monatelang stillstand.

OMV-Raffinerie Burghausen
Die Raffinerie Burghausen spielt als Herzstück der OMV in Deutschland eine zentrale Rolle. Sie agiert im strategischen Raffinerieverbund der OMV neben den beiden anderen Standorten Schwechat bei Wien und Petrobrazi in Rumänien. Burghausen hat eine jährliche Verarbeitungskapazität von rund 3,8 Mio Tonnen Rohöl. Es werden Mitteldestillate wie Kerosin, Diesel und Heizöl hergestellt. Den Schwerpunkt der Raffinerie bildet die Petrochemie – der gesamte Benzinschnitt fließt in die Produktion petrochemischer Grundstoffe wie Ethylen, Propylen und Butadien für die Kunststoffindustrie.

Borealis Polymere GmbH in Burghausen
Am Standort Burghausen betreibt die Borealis Polymere GmbH zwei Produktionsanlagen für Polypropylen (PP) mit einer Gesamtkapazität von rund 560.000 Tonnen pro Jahr. Die in Burghausen produzierten Materialtypen dienen der Herstellung von anspruchsvollen Verpackungen etwa für Nahrungsmittel, Haushalt, Transport, medizinische- und Hygieneanwendungen für die Märkte in Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz.

Von: https://www.omv.com/de

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Die Raffinerie Burghausen spielt als Herzstück der OMV in Deutschland eine zentrale Rolle. Sie agiert im strategischen Raffinerieverbund der OMV neben den beiden anderen Standorten Schwechat bei Wien und Petrobrazi in Rumänien. Burghausen hat eine jährliche Verarbeitungskapazität von rund 3,8 Mio Tonnen Rohöl. (Foto: WiföG)

Am Standort Burghausen betreibt die Borealis Polymere GmbH zwei Produktionsanlagen für Polypropylen (PP) mit einer Gesamtkapazität von rund 560.000 Tonnen pro Jahr. (Foto: Borealis)