Terminalprojekt Güterverkehrszentrum Burghausen - gut in der Spur

(19.08.2013)

Wettbewerbsvorteil durch höchste Umweltstandards - Burghausen. Hinter den Kulissen sind die Weichen bereits gestellt. Die Entscheidung für den künftigen Betreiber des Güterterminals zum Container-Umschlag von Lkw auf die Bahn und umgekehrt, das im kommenden Frühjahr seinen Betrieb aufnehmen soll, ist in den Gremien bereits gefallen. Die seit Herbst 2012 für die Verpachtung des Güterverkehrszentrums an eine Betreibergesellschaft laufende Ausschreibung ist abgeschlossen. In Kürze wird die Entscheidung nach der Einspruchfrist bekannt gegeben. Die Arbeiten am Terminal selbst schreiten indes gut voran. Die Baufirmen aus der bayerisch-österreichischen Grenzregion haben die Verzögerungen durch den langen und sehr kalten Winter mehr als wett gemacht. „Wir sind gut im Plan und haben den Kostenrahmen sogar unterschritten“, sagt Anton Steinberger, Geschäftsführer der Wirtschaftsfördergesellschaft und zugleich der Wirtschaftsbeteiligungsgesellschaft Burghausen sowie der Regioinvest GmbH, die den Bau des Terminals betreiben. „Durch intensive Koordination der beteiligten Firmen und Mehrschichtbetrieb konnte der durch den langen Winter und eine aufwändige Verlagerung einiger Pipelines im Unterboden bedingte Zeitverlust von vier Monaten vollständig aufgeholt werden, so dass zum Jahresende 2013 die Bauarbeiten abgeschlossen und im März 2014 der Betrieb aufgenommen werden kann.“ Aktuell werden auf den Fahr- und Ladestraßen des Terminals in mehreren Schichten die insgesamt rund einen Meter dicken Betondecken aufgebracht. Im Verlauf der Lade- und Fahrgleise wird der Unterbau mit einer Asphaltdecke gesichert. In beiden Fällen werden höchste Standards in der Stoff- und Wasserundurchlässigkeit gewährleistet. Nicht ohne Grund: „Das Güterverkehrszentrum Burghausen setzt aufgrund seines in Deutschland einmaligen Gewässerschutzsystems bereits vor seiner Fertigstellung Maßstäbe für den umweltgerechten Betrieb und wird damit einen starken Wettbewerbsvorteil gegenüber bestehenden Terminals aufweisen“, sagt Anton Steinberger. Oberflächenwasser wird über ein aufwändiges Kanalsystem abgeleitet und Filterstationen sowie einem Auffangbecken im westen der knapp einen Kilometer langen Anlage zugeführt. Im Schadensfall, auf den Sensoren im Boden automatisch reagieren, wird die Weiterleitung des Wassers blockiert und es läuft dann in ein Reinigungssystem. Investition in dieses System - rund 4,7 Millionen Euro. Als Vorsorge für einen havarie-Fall werden außerdem in einem Unterflurtank unter Druck rund 700 Kubikmeter Löschwasser bevorratet. „Die Investition in Höhe von rund 35 Millionen Euro für das öffentliche Terminal und die Infrastruktur ist ein wichtiger Standortfaktor für die Optimierung des Logistikstandards und der Infrastruktur des wachsenden Industriestandorts Burghausen und des Bayerischen Chemiedreiecks. Im bundesweiten Vergleich der Städte mit höchstem Bruttoinlandsprodukt pro Kopf sticht Burghausen mit 472 000 Euro heraus. Spitzenreiter unter den Großstädten ist Wolfsburg mit 92 594 Euro. Und das Terminal wird Umweltschutz-Standards aufweisen, für deren Einhaltung bereits bestehende Anlagen dieser Art in Deutschland wohl teuer nachrüsten müssen, wodurch Burghausen einen starken Wettbewerbsvorteil aufweisen wird“, führt Anton Steinberger, Geschäftsführer der RegioInvest Inn-Salzach GmbH weiter aus. Das regionale Investoren-Konsortium realisiert den Bau des Güterverkehrszentrums und setzt sich aus der Stadt Burghausen, dem Landkreis Altötting, der VR - meine Raiffeisenbank eG Altötting-Mühldorf, der Wacker Chemie AG und der Borealis Polymere GmbH zusammen. Burghausen bekommt schon jetzt als erstes Güterterminal in Deutschland ein Schutzsystem für das Grundwasser, das jeglichen Stoffeintrag in den Boden verhindern soll, was in erster Linie der Verladung von Gütern der benachbarten chemischen Industrie geschuldet ist. Das neue Terminal entspricht damit den Vorgaben des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU), das 16 Länderverordnungen zum Umgang mit „wassergefährdenden Stoffen“ (VAUwS) in eine Bundesverordnung überführt. In der Verordnung sollen Umschlagterminals der produzierenden Industrie gleichgestellt und damit den gleichen strengen Auflagen unterliegen. „Bestehenden Terminals droht eine teure Nachrüstpflicht“, wie es in einem Rundschreiben der Studiengesellschaft für den kombinierten Verkehr e.V. (SGKV) heißt. So müsste ein Standardterminal von etwa 40 000 Quadratmeter Fläche dann Zusatzkosten von bis zu 48 Millionen Euro verkraften. Das Terminal des Güterverkehrszentrums Burghausen wird in zwei Phasen errichtet: Im ersten Abschnitt wird es mit einer Jahres-Kapazität von über 40 000 Hüben Container von Lkw auf die Schiene umladen. Der Umschlagplatz kann damit bereits von Unternehmen bzw. Speditionen aus einem Umkreis von bis zu 40 Kilometern genützt werden. Eine Zielsetzung des KV-Terminals Burghausen ist es, möglichst viel Güterverkehr umweltfreundlich und kosteneffizient auf die Schiene zu bringen. Eine besondere Herausforderung im künftigen Betrieb des Terminals wird es sein, eine ausreichende Anzahl an Leer-Containern bereitzustellen, denn die Industrie in Burghausen verarbeitet ein großes Volumen an Rohstoffen, die per Pipeline angeliefert werden. Auf welchen Bedarf dieses Kombiterminal trifft, um die Güterverkehre in das und aus dem Bayerische(n) Chemiedreieck zu bewältigen, sondern auch, um sie effizient und umweltfreundlich zu bündeln, das illustrierte Steinberger kürzlich im Burghauser Regionalforum der Wirtschaftsjunioren: In den vergangenen sieben Jahren sind die bewegten Tonnagen in Bayerns Chemiedreieck von 2,3 Millionen Tonnen auf 3,5 Millionen Tonnen auf der Schiene und von 5,7 Millionen Tonnen auf 7,6 Millionen Tonnen auf der Straße gestiegen. Das entspricht rund 950 Lkws und 385 Güterwaggons täglich. Rund 1,4 Prozent des gesamten deutschen Schienengüteraufkommens werden laut Anton Steinberger im Bayerischen Chemiedreieck bewegt. Nach der zweiten Ausbauphase, für die bereits Erweiterungsflächen mit eingeplant sind, wird das Terminal dann rund 1000 Züge pro Jahr (maximal vier Züge pro Tag) oder maximal 72 000 Container-Hübe leisten. Das Terminal ist bereits so konzipiert, dass es mit der seit langem geplanten Elektrifizierung der Bahnstrecke von München nach Burghausen auch von E-Loks befahren werden kann. „Das Salzburger und das Burghauser Terminal werden damit die Hauptterminals für den kombinierten Verkehr in der Wirtschaftsregion Südostbayern und Land Salzburg.“ Im rund 50 Kilometer weiter südlich liegenden Terminal in Salzburg wurden bislang auch Container aus dem Bayerischen Chemiedreieck und aus dem westlichen Oberösterreich umgeschlagen. Als Güterverkehrszentrum soll das neue Terminal in Burghausen aber auch als völlig neuer Wirtschafts- und Leistungsbereich zur Keimzelle für die Ansiedlung vieler neuer Betriebe, die rund um die Logistik tätig sind, werden. So der gesamte Bereich der Containerbewirtschaftung, dazu gehören Reinigung, Wartung, TÜV-Abnahme, Logistik-Hallen, Verpackung, Transport mit Speditionen, Reedereien, verschiedene Zugbetriebsgesellschaften, Nutzfahrzeug-Wartung und -Reparatur und vieles mehr. An der Nutzung des Terminals zeigen sich schon zahlreiche mittelständische Betriebe und auch Industriebetriebe aus der Region Südostbayern und dem angrenzenden Oberösterreich stark interessiert, wie Anton Steinberger informiert: „Viele Betriebe haben bereits Möglichkeiten für Niederlassungen oder die Pachtung von Flächen am neuen Terminal angefragt.“ Im Regionalforum der Wirtschaftsjunioren bezifferte Steinberger den Umfang der zusätzlich nachgefragten Flächen aktuell auf rund 14 Hektar. Das hohe Potenzial des Burghauser Güterverkehrszentrums sei auch schon von der nationalen und internationaler Logistikindustrie erkannt worden: „Es gibt ganz aktuell Anträge zur Beteiligung an der Terminal-Betriebsgesellschaft und am Investorenkonsortium RegioInvest“, sagt Steinberger. Dies unterstreiche die Bedeutung, die in der europäischen Logistikbranche dem Terminal-Standort Burghausen beigemessen werde: „Burghausen wird als südlichstes Güterverkehrszentrum Deutschlands die kürzeste Entfernung zu den großen Adria-Container-Häfen aufweisen - das birgt großes Potenzial!“ Weitere Informationen zum Projekt „Güterverkehrszentrum Burghausen“

Von: WiföG/PNP

Zurück

Das Güterverkehrszentrum Burghausen in einer Luftaufnahme vom Juni 2013.