Außenaufzug heißt nun die Wunschlösung

(27.11.2010)

Stadt will trotz Bedenken des Denkmalschutzes die Möglichkeit prüfen - Steindl: „Wir haben keinen Zeitdruck“ Burghausen. Die Karten für den Burgaufzug werden neu gemischt. Zwar liegt eine Machbarkeitsstudie für einen Aufzug vom stadteigenen Uttinghaus am Bichl vor und verheißt gute Aussichten: Der Aufzug könnte demnach mit 2,5 Millionen Euro gebaut und der bereits vorhandene Schacht in den Berg mit genutzt werden. Probleme sind nach den Untersuchungen des auf Tunnelbau spezialisierten Münchner Ingenieurbüros EDR nicht zu erwarten, wenngleich manch alteingessene Burghauser warnen: Der Berg und seine unterirdischen Wasserläufe könnten für böse Überraschungen sorgen. Nach Vorstellung der Studie im nichtöffentlichen Teil der letzten Stadtratssitzung wird der Stadtrat nach den Worten von Bürgermeister Hans Steindl noch einmal eine Alternative untersuchen lassen und versuchen, dafür grünes Licht vom Eigentümer Schlösserverwaltung und vor allem vom Denkmalamt zu bekommen: einen Außenaufzug - sprich eine mit einem Stahlseil oder Zahnrad betriebene Bergbahn. Steindl hat den Gegenwind aus der Bevölkerung nicht vergessen, den die ersten Planungen der Stadt für einen Burgaufzug vom Stadtplatz aus plus Durchstich zum Wöhrsee vor gut drei Jahren ausgelöst haben. Deshalb betont er jetzt: „Wir werden in aller Ruhe die bestmögliche Lösung suchen und dabei die Bevölkerung mit einbeziehen.“ Klar sei deshalb auch, dass ein Burgaufzug nicht mehr für die Bayerische Landesausstellung im Jahr 2012 gebaut werden kann. „Hier unter Zeitdruck zu handeln wäre völlig falsch. Vor allem geht es mir darum auszuloten, ob nicht doch ein Außenaufzug machbar wird“, stellt der Bürgermeister weiter heraus. Einen Aufzug im Berg zu bauen, wäre in jedem Fall leichter umzusetzen, was die Genehmigung betrifft. Hier sind laut Bürgermeister keine großen Widerstände der Behörden zu erwarten. Die Machbarkeitsstudie sieht vor, den bereits vorhandenen in den Berg führenden Schacht beim Uttinghaus zu nutzen. Zwei Drittel des Wegs bestehen damit bereits. Allerdings müsste das erste Stück das Schachts erweitert werden. Das letzte Drittel müsste völlig neu in den Berg gegraben werden, um an den geplanten Punkt unterhalb der Torwartstube zu kommen. Hier gleich hinter dem Zugang zur Hauptburg könnte der Ausstieg so gebaut werden, dass er sich gut einfügt und das Bauwerk Burg möglichst wenig in Mitleidenschaft zieht. Der Aufzug müsste eine Höhe von rund 70 Metern überwinden, der Zugangstunnel zur Talstation wäre 95 Meter lang. Bei der Präsentation der Studie im Stadtrat durch EDR-Geschäftsführer Dr. Wolfgang Rauscher und den Burghauser Bauingenieur Norbert Wagner war dieser lange Tunnel Hauptpunkt kritischer Überlegungen. Steindl: „Der Schacht wäre vier Meter breit und drei Meter hoch. Aber wenn es zu einem Brandfall käme, wäre das auch der einzige Fluchtweg. Ich möchte deshalb nichts unversucht lassen, eine grundsätzliche Alternative auf ihre Machbarkeit hin zu untersuchen und die ist nun einmal ein Außenaufzug.“ Der Bürgermeister verweist auf viele positive Beispiele solcher „Schrägaufzüge“, so zum Beispiel bei der Burg Hohenwerfen im Salzburger Land. Dort konnte die Bahn allerdings so gelegt werden, dass sie nicht gleich im Blickfeld der Besucher ist. Das wäre in Burghausen in jedem Fall anders. Denn egal wo und wie: Wer Altstadt und Burg verbinden will, muss dafür die „Schokoladenseite“ der Burg nutzen. Doch ein solcher Eingriff in den Berg könnte durchaus weitgehend kaschiert werden. Steindl will dazu das Gleis für die Bahn in den Boden versenken, so dass nur das obere Drittel der Kabine zu sehen wäre und das auch nur, wenn sie fährt. Für Fahrgäste hätte das den Vorteil, dass sie trotz einer solchen Eintiefung freien Blick auf Burg und Stadt hätten. Ein weiteres Problem bei einem Außenaufzug wäre, dass oben am Berg die Burgmauer durchbrochen werden müsste. Da rechnet die Stadt mit erheblichem Widerstand vor allem der Denkmalschützer. Gleichwohl hält der Bürgermeister nun einen Außenaufzug für die bessere Lösung. Er will deshalb alle Möglichkeiten einer Umsetzung dieser Idee ausloten. Außerdem schließt Steindl nicht aus, dass sich der Staat finanziell an dem Projekt beteiligt. Er geht von einem Zuschuss zwischen 30 und 40 prozent aus. - rw

Von: Passauer Neue Presse, 20.11.2010

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Ob Schrägaufzug oder Tunnel - für beide Variationen soll das stadteigene Uttinghaus am Bichl Ausgangspunkt sein. (Foto: ka)

Auf die Burg der Salzburger Bischöfe in Hohenwerfen führt eine Seilbahn. Eine solche Bahn will Steindl auch für die Burghauser Burg. (Foto: Doppelmayr)