Anschluss Burghausens an westeuropäisches Ethylenpipeline-Netz

(06.12.2010)

Fertigstellung spätestens im Herbst 2011 so gut wie sicher - Zeitverzögerung bringt Kostensteigerung Burghausen/Burgkirchen. Die Ethylenpipeline Süd (EPS) geht in großen Schritten ihrer Fertigstellung entgegen. Der 360 Kilometer lange Versorgungsstrang zwischen Ludwigshafen in Rheinland-Pfalz und Münchsmünster bei Ingolstadt soll das Bayerische Chemiedreieck an den nordwesteuropäischen Ethylenverbund anschließen. Rund 30 Kilometer sind noch offen, Fertigstellung ist für das dritte Quartal 2011 beplant. Ethylen ist ein Grundstoff für viele Produkte der chemischen Industrie. „Allein im Industriepark Werk Gendorf hängen drei große Standortfirmen direkt vom Ethylen ab“, sagt InfraServ-.Sprecher Dr. Robert Deser. Clariant produziert beispielsweise Enteisungsmittel und Waschmittelrohstoffe, aber auch Arzneistoffe daraus. Bei Vinnolit entsteht am Ende einer Reaktionskette Polyvinylchlorid (PVC), das unter anderem in Hart- und Weichfolien, als Fensterprofile, Rohre oder im Automobilbau eingesetzt wird. Die Firma Klöckner Pentaplast ist ein Abnehmer von PVC, woraus Folien produziert werden, die als Scheck- und Kreditkarten oder Klebebänder zum Einsatz kommen. Klaus Thiel, Sprecher des EPS-Konsortiums in Baden-Württemberg, sagt auf Nachfrage des Anzeigers, die Pipeline sei auf bayerischer und rheinischer Seite komplett fertig. Im „Ländle“ seien gut 150 Kilometer Rohr im Boden. Die noch fehlenden 30 Kilometer sind im Ostalb- und im Rems-Murr-Kreis, wo es auch den größten Widerstand gegeben hatte, der erst im August durch ein Verwaltungsgerichtsurteil gebrochen wurde. Derzeit könne aus ökologischen Gründen nicht weitergebaut werden, weil der Boden zu schwer und durch die Baumaschinen zu sehr verdichtet werden würde. Thiel rechnet mit der Inbetriebnahme im dritten Quartal 2011. Nach der Baufertigstellung im Frühjahr muss noch die Überwachungstechnik installiert, die Pipeline ausgiebig getestet und dann durch die Behörden abgenommen werden. „Das alles kostet Zeit“, weiß der EPS-Sprecher. Mit dem Zeitplan sei das Konsortium einverstanden, ebenso wie mit den Kosten von rund 200 Millionen Euro. Zeit und Geld - zwei Reizworte in Bezug auf die EPS. Denn sie sollte schon ein Jahr in Betrieb sein und auch kostengünstiger werden. „Aber das Ende ist jetzt absehbar. Damit kann die Industrie leben, ebenso wie mit der Kostensteigerung“, wiegelt Franz Xaver Völkl, Sprecher der Bayerischen Chemieverbände, ab. Über die rein produktionssichernden Effekte hinaus misst Völkl der Ethylenpipeline auch eine psychologische Bedeutung zu: „Dass die Versorgungspipeline gebaut wird, hat auch all jenen Zuversicht gegeben, deren Produkte nicht in direktem Zusammenhang mit Ethylen stehen. Denn sie ist ein Zeichen dafür, dass Südostoberbayern ein Schwerpunkt der chemischen Industrie bleibt.“ - ecs

Von: Passauer Neue Presse, 03.12.2010

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Die EPS - hier der Trassenverlauf - wird die Chemiestandorte Burghausen und Burgkirchen an das westeuropäische Ethylenpipeline-Netz anschließen.