Wacker-Chemie-Vorstand: „Unser Herz schlägt in Burghausen“

(17.01.2011)

Wacker-Vorstandsvorsitzender Prof. Dr. Rudolf Staudigl rügt bei Neujahrsempfang die Infrastrukturpolitik Burgkirchen/Burghausen. Die Wacker Chemie AG hat die Chancen der Globalisierung genutzt und sich zu einem weltweit aktiven und erfolgreichen Konzern entwickelt. Trotz aller Internationalität aber gilt: „Wir sind ein Unternehmen mit deutschen Wurzeln. Unser Herz schlägt in Burghausen.“ Das sagte gestern Prof. Dr. Rudolf Staudigl, Vorstandsvorsitzender der Wacker Chemie AG, beim Neujahrsempfang der Mittelstands-Union im Bürgerzentrum von Burgkirchen. Dennoch dürfe man sich nicht auf dem Erreichten ausruhen; Anstrengungen seien notwendig, um im Wettbewerb erfolgreich zu bestehen. Die chemische Industrie werde das Ihre beitragen; von der Politik forderte Prof. Staudigl Verbesserungen der Rahmenbedingungen vor allem im Bereich der Infrastruktur. Rund 500 Gäste hörten auf Einladung der Mittelstands-Union Altötting-Burghausen den Vortrag des Vorstands zum Thema „Weltwirtschaft im Umbruch - wie die Globalisierung die chemische Industrie verändert“. Exemplarisch und anschaulich führte er die Entwicklung an der Wacker Chemie AG vor Augen. 1914 wurde das Burghauser Werk gegründet. Aceton war ein Haupterzeugnis, das aus deutschen Rohstoffen etwa aus Trostberg auf dem deutschen Markt vertrieben wurde. Heute, knapp 100 Jahre später, agiere man global, habe sich spezialisiert, reagiere auf Marktgegebenheiten und -ansprüche, bilde Joint Ventures mit internationalen Partnern oder investiere auf praktisch allen Kontinenten. Die Aktivitäten reichten von den USA bis Japan, von Norwegen bis Australien. 82 Prozent des Umsatzes seien im vergangenen Jahr im Ausland erzielt worden, allein in Asien über ein Drittel - mit Steigerungsoptionen. Doch eines sei in diesen knapp 100 Jahren konstant geblieben: „Burghausen ist weltweit unser am breitesten und am besten aufgestellter, vor allem auf lange Sicht unser wichtigster Standort“, sagte Prof. Staudigl. Dass das Unternehmen auch in Zukunft auf Burghausen setze, zeigten allein schon die Milliarden-Investitionen der vergangenen Jahre. Jedoch: Betrachte man die Rahmenbedingungen, unter denen hier produziert werden müsse, „hat Burghausen keinen leichten Stand“. Zuvorderst nannte er die logistischen Nachteile, verursacht durch die ungenügende Verkehrsinfrastruktur: „Die Bahnanbindung ist auf dem Stand von 1897.“ Allein die Wachstumsraten bei den Gütermengen forderten einen schnellen und umfassenden Ausbau von Bahnstrecke und Autobahn: „Diese unzureichende Verkehrsanbindung ist ein nicht länger tragbarer Zustand“, schimpfte der Vorstand. Ein weiterer infrastruktureller Nachteil erwachse der Industrie in Deutschland aus den steigenden Strompreisen, die den Wettbewerb beeinträchtigten. Das gelte auch für den Standort Sachsen, der nicht als Hauptwidersacher von Burghausen angesehen werden solle und dürfe. Die anderen internationalen Standorte seien vielmehr die Konkurrenz - nicht zuletzt wegen der besseren Rahmenbedingungen. Dass Wacker Chemie aktuell in den USA investiere und in Tennessee ein neues Werk baue, sei auch den dort weitaus niedrigeren Energiepreisen geschuldet. Ebenso forderte Prof. Staudigl von der Politik größere Anstrengungen in den Bereichen Bildung und Forschung. Geist sei der wichtigste Rohstoff, den Deutschland zu bieten haben; er müsse gefördert werden. Nur durch hohe Innovationskraft könne der Standort Deutschland zukunftssicher bleiben. Im Chemiedreieck trage die Industrie mit ihren Bildungseinrichtungen in Burghausen, Burgkirchen und Trostberg ihren Teil zum Bildungspakt bei. Die chemische Industrie sei noch vor dem Maschinenbau „der wichtigste Innovationspfeiler“ der deutschen Wirtschaft, der den Wohlstand bei uns sichere und in anderen Ländern ermögliche. Die größten Märkte für chemische Produkte - von der Körperpflege und der Medizin über die Unterhaltungselektronik bis hin zur Energiegewinnung - seien China, Indien und Brasilien. Ein zentrales neues Betätigungsfeld werde laut Prof. Staudigl die Elektromobilität. Deutsches Industrie-Know-how gewährleiste ein Bestehen in dieser internationalen Konkurrenz. Man müsse die Gegebenheiten der Globalisierung akzeptieren, daraus die richtigen Schlüsse ziehen und die Chancen nutzen. Wacker werde all dies nach bestem Wissen tun. Hans Botz, Vorsitzender der Mittelstandsunion, hatte eingangs seiner Freude über den wirtschaftlichen Aufschwung Ausdruck verliehen: „Aus Depression wurde Euphorie.“ Auch er forderte die Politik auf, sinnvolle Rahmenbedingungen für die Wirtschaft zu schaffen statt diese zu gängeln. MdL Ingrid Heckner dankte zum Abschluss Prof. Staudigl für sein „deutliches Bekenntnis zur Region“. Sie sah die Politik in Deutschland als verlässlichen Partner der Wirtschaft. Bezüglich der Kritik zum Infrastrukturausbau sagte sie, das Chemiedreieck stehe in einem harten Konkurrenzkampf mit anderen Regionen; um das Beste zu erreichen, müssten alle an einem Strang ziehen.

Von: Passauer Neue Presse, 17.01.2011

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Die Globalisierung biete mehr Chancen als sie Risiken befürchten ließe - davon zeigte sich Wacker-Vorstand Prof. Dr. Rudolf Staudigl beim Empfang der Mittelstands-Union überzeugt. (Foto: Willmerdinger, PNP)