„Schwerer Schlag für Standort Burghausen, bayerisches Chemiedreieck ist gefährdet!“

(21.02.2020)

Burghausens Bürgermeister, der Landrat sowie Bundes- und Landtagsabgeordnete zum geplanten Stellenabbau bei der Wacker Chemie

Burghausen/München/Berlin. Die Ankündigung der Wacker Chemie AG zum massiven Stellenabbau mit Schwerpunkt auf den deutschen Konzern-Standorten hat die Politiker aus der Region Altötting zu teilweise harschen Reaktionen und Kritik an der deutschen Energiewende und den damit verbundenen massiven Wettbewerbsnachteilen für den Industriestandort Deutschland geführt. Kommunalpolitik und Abgeordnete sehen nun insbesondere das Bayerische Chemiedreieck mit seinen rund 20.000 direkten Chemie-Beschäftigten und den davon abhängigen weiteren gut 25.000 Arbeitsplätzen gefährdet. Von den ca. 14.500 Mitarbeitern, die weltweit für den Wacker-Chemie-Konzern arbeiten, sind über 8.000 allein am Standort Burghausen beschäftigt. Damit ist Wacker der größte Arbeitgeber der chemischen Industrie in Bayern und bedeutendster Standort des Bayerischen Chemiedreiecks.

Burghausens Bürgermeister Hans Steindl (SPD) zeigte sich in einer Stellungnahme gegenüber der Passauer Neuen Presse/Alt-Neuöttinger Anzeiger (Ausgabe 21.02.2020) von der Bekanntgabe des massiven Stellenabbaus nicht überrascht – auch nicht vom Umfang. „Ich sage schon lange, dass dieses Jahr 2020 entscheidend wird“, sagt er der Zeitung. „Nicht nur für Wacker, auch für die OMV. Und damit natürlich auch für die Bevölkerung.“ Steindl kritisiert, wie wenig auf alle Anzeichen bisher reagiert wurde. „Wir brauchen hier ein klares Bekenntnis zu unserer Industrie“, sagt er und blickt hier vor allem in Richtung Landesregierung. Der schleppende Bahnausbau, lange Genehmigungszeiten und der nach Jahren noch immer nicht geklärte Umgang mit PFOA im Boden – das sind nur einige der Gründe, warum Steindl das Bayerische Chemiedreieck in Gefahr sieht. Was den Stellenabbau Wacker angeht, da geht der erfahrene Kommunalpolitiker sogar noch weiter: „Wenn wir jetzt nicht gegensteuern, dann wird das nur die erste Welle sein.“

Altöttings Landrat Erwin Schneider (CSU): „Der angekündigte bedeutsame Stellenabbau bei der Wacker Chemie ist ein schwerer Schlag für die ganze Region. In sehr vielen Gesprächen mit Vertretern der Bundespolitik wurde immer gebetsmühlenartig auf die steigenden Strompreise und die damit verbundenen Wettbewerbsnachteile hingewiesen.“ Die betroffenen Mitarbeiter und damit die Region Inn-Salzach seien damit ein erstes Opfer einer „nicht zu Ende gedachten Energiewende und einer überwiegend emotional geführten Klimadiskussion“. Als „pikante Note“ empfindet es Schneider, dass die Produkte der Wacker Chemie gerade dem Klimaschutz dienen. Bestes Beispiel dafür ist Polysilicium, das für die Produktion von Photovoltaik-Anlagen verwendet wird. „Ich finde es unerträglich, solche energieintensiven Produktionen durch eine nicht zu Ende gedachte Energiepolitik aus Deutschland zu vertreiben“, schimpft der Landrat. Dies habe er auch in einem Schreiben an Ministerpräsident Dr. Markus Söder und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier aus Anlass dieses Stellenabbaus zum Ausdruck gebracht. „Wir müssen hier schnellstens zur Besinnung kommen. Wenn wir so weiter machen wie in den letzten Jahren begonnen, werden wir von einem Land, wo Wissenschaft, Technik und sichere Arbeitsplätze zu Hause sind, zu einem drittklassigen Wirtschaftsstandort.“

Staatssekretär MdB Stephan Mayer (CSU): „Die Nachricht, dass auch am Standort Burghausen der Wacker Chemie AG vermutlich Arbeitsplätze abgebaut werden, ist für mich ein Schock, eine denkbar schlechte Nachricht für die Firma Wacker, ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und die gesamte Region“, sagt MdB Mayer. Vorrangig sei nun, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden. Eindeutig wichtigstes Ziel sei es, die verbleibenden Stellen zu erhalten und mittelfristig die Anzahl der Arbeitsplätze wieder aufzustocken. Die Begründung der Firmenleitung für diesen Einschnitt gebe zu denken und sei leider keine Überraschung, so Mayer weiter. Spielten doch die im Vergleich zum Ausland in Deutschland hohen Energiepreise eine wichtige Rolle. „Wir gefährden unsere Wirtschaft, wenn wir nicht alle gemeinsam endlich etwas gegen die hohen deutschen Industriestrompreise unternehmen und Wettbewerbsnachteile für energieintensive Wirtschaftszweige beseitigen“, erklärt der Abgeordnete. Denn klar sei: „Die Bekämpfung des Klimawandels ist lebenswichtig. Aber: Ohne gesunde Wirtschaft, die den Wettstreit mit anderen großen Wirtschaftsmächten bestehen kann, sind die dafür nötigen Maßnahmen nicht finanzierbar.“

MdL Dr. Martin Huber (CSU): „Die Nachricht des Stellenabbaus bei der Wacker Chemie ist für mich und für die Region ein großer Schock. Dass Wacker Einsparungen vornehmen muss, um konkurrenzfähig zu bleiben, hat sich in vergangener Zeit schon angekündigt. Dass damit ein großer Stellenabbau einhergeht, ist für den Standort Burghausen ein großer Verlust und für alle Betroffenen ein harter Schlag! Diese Entscheidung macht deutlich, dass wir bei den Rahmenbedingungen ansetzen und konkurrenzfähige Energiepreise schaffen müssen“, so Huber weiter. Er habe immer wieder deutlich gemacht, dass beim Klimaschutz das Zieldreieck sozial – ökologisch – wirtschaftlich zu beachten sei: „Nur wenn wir als Standort wirtschaftlich wettbewerbsfähig bleiben, können wir mit Innovationen und Hightech Klimaschutz betreiben.“ Die Entscheidung von Wacker mache auch deutlich, wie sehr gerade die Region Inn-Salzach mit Forschung und Innovation zukunftsfest gemacht werden müsse. Dafür werde er sich einsetzen.

Von: WiföG/PNP

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Für die Stadt Burghausen und den Landkreis Altötting ist das Werk Burghausen der Wacker Chemie der wichtigste Gewerbesteuerzahler und darüber hinaus ist Wacker auch größter Arbeitgeber der gesamten Region Südostbayern und der benachbarten Gebiete im angrenzenden Oberösterreich. (Foto: Wacker Chemie AG)