Faszination an der Schwelle zur Welt der Naturgesetze

(15.02.2011)

Bayerns Auftakt zum „Jahr der Chemie “ mit Landesseminar der Chemieolympiade bei der Wacker Chemie Burghausen. „Chemie − unser Leben, unsere Zukunft“ − unter diesem Motto steht das Internationale Jahr der Chemie, weltweit von den Vereinten Nationen für 2011 ausgerufen. Und exakt unter diesem Motto wurde das Themenjahr jetzt in Burghausen mit Spitzenvertretern der chemischen Industrie in Bayern und im Chemiedreieck sowie mit engagierten jungen Nachwuchschemikern aus Gymnasien ganz Bayerns, 30 Teilnehmern der Internationalen Chemieolympiade, bei der Wacker Chemie gestartet. „Ich bin mit Herz und Seele Chemiker und würde mich heute wieder für das Fach Chemie entscheiden“, bekannte der Vorstandsvorsitzende der Wacker Chemie AG, Dr. Rudolf Staudigl, zugleich Vorsitzender der Bayerischen Chemieverbände, in seinem Grußwort und ermutigte die Schülerinnen und Schüler, mit Interesse bei ihrem Lieblingsfach zu bleiben. Bereits die erste Nobelpreisträgerin in Chemie, Marie Curie, der zum 100. Jahrestag dieser Auszeichnung das Jahr gewidmet ist, hatte betont: „Ein Gelehrter in seinem Laboratorium ist nicht nur ein Techniker; er steht auch vor den Naturgesetzen wie ein Kind vor der Märchenwelt.“ Dr. Rudolf Staudigl betonte die zentrale Bedeutung der chemischen Industrie und der zugrundeliegenden Forschungs- und Entwicklungsleistung als Querschnittstechnologie, der eine Schlüsselrolle für die Zukunftsfähigkeit und den Fortschritt der ganzen Welt zukommt. Und die Botschaft kommt an: Eine aktuelle Imageumfrage habe gezeigt, dass die Zustimmung der Bevölkerung zur deutschen chemischen Industrie in den vergangenen 15 Jahren auf über 60 Prozent gestiegen sei. Bei Entscheidern liegen die Umfragewerte sogar noch um 10 Prozent höher. Als zentrale Herausforderungen für die Zukunft definiert Dr. Staudigl: „Energie nachhaltig erzeugen, Energie einsparen, sauberes Wasser für die wachsende Weltbevölkerung bereitstellen und Krankheiten bekämpfen, die heute noch nicht heilbar sind − all das geht nicht ohne die Chemie.“ (Zum Potenzial des Bayerischen Chemiedreiecks in diesem Kontext lesen Sie unten). Einen Querschnitt zur langen Geschichte der Chemie als Naturwissenschaft spannte Prof. Dr. Johann Plank von der TU München, unterstützt von vier Dokoranden, mit einer fulminaten Schauvorlesung, ganz in der Tradition des Vaters der modernen Chemie in Bayern, Justus von Liebig. Den Grundstein (der Weisen) legte einst Jabir Ibn Haiyan am Hofe des legendären Kalifen Harun al Raschid vor 1200 Jahren in Bagdad. Er hat die Tradition der abendländischen Chemie begründet und ein Lehrbuch verfasst, das über 1000 Jahre im Unterricht seine Gültigkeit hatte. Von den ersten Experimenten und Ergebnissen über die Elixiere und Alchimisten des Mittelalters spannte Prof. Plank humorvoll einen fulminanten Bogen bis zu den Herausforderungen in Gegenwart und Zukunft in der Biochemie, in der Nanotechnologie und in der Entwicklung neuer Materialien bis hin zur Weltraumforschung. Für die Teilnehmer der Chemieolympiade gab Martin Strebl einen kurzen Einblick in den Wettbewerb: Strebl, der Goldmedaillengewinner 2009 in der Chemieolympiade in Cambridge, stellte die Stationen des Wissenschaftswettbewerbs vor. Der Auftakt zum Jahr der Chemie war gleichzeitig Höhepunkt des bayerischen Landesseminars zur 43. Internationalen Chemieolympiade und eine Belohnung für die 30 Schüler aus ganz Bayern, die sich bis jetzt auf Landesebene qualifiziert hatten. Das mehrtägige Seminar in Burghausen umfasste neben Einblicken in Produktionsstätten der Wacker Chemie vor allem praktische Laborarbeiten und Experimente im Berufsbildungswerk. In dieser Woche folgt die dritte nationale Auswahlrunde in Göttingen, dann wird die deutsche Endauswahl in Kiel entschieden. Die besten vier jeder Nation kämpfen schließlich auf internationaler Ebene um den Sieg. Ziel ist die Olympiade 2011 in Ankara. In den Wettbewerben messen sich Schüler der gymnasialen Oberstufe in theoretischen und experimentellen Aufgaben, die das gesamte Spektrum der Chemie umfassen. Viele Themen haben Universitätsniveau.

Von: Passauer Neue Presse, 15.02.2011

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Franz-Xaver Völkl, Geschäftsführer bei den Bayerischen Chemieverbänden (links), hatte vor 16. Jahren das erste Mal die Chemieolympiade ins Chemiedreieck geholt. Die Teilnehmer des aktuellen Seminars dankten mit einer Anerkennung für das jahrelange Engagement.

Einen fulminanten Bogen über die Geschichte der Chemie als Naturwissenschaft spannte Prof. Dr. Johann Plank von der TU München.

Manche Experimente der Wissenschaft Chemie umgibt immer noch Hauch von Alchemie und Geheimnis. Fotos: PNP/Deubelli