OMV Deutschland tätigt in den nächsten drei Jahren über 100 Millionen Investitionen

(21.02.2011)

Geschäftsführer Thomas Gangl im Presse-Interview Burghausen. Im Vorgriff auf den letzten Shut Down im Jahr 2008 investierte OMV 600 Millionen Euro in die Burghauser Raffinerie und baute sie zu einer der leistungsfähigsten und rentabelsten Anlagen Europas aus. Spektakuläre Neubauten wie die damals erste europäische Metathese-Anlage wird es bis zur nächsten turnusmäßigen Abschaltung und Generalüberholung der Raffinerie im Jahr 2014 nicht geben. Dennoch summieren sich nach den Worten des neuen Geschäftsführers von OMV Deutschland, Thomas Gangl, die Investitionen bis dahin auf einen dreistelligen Millionenbetrag. Gangl ist seit Jahresanfang Chef der OMV Deutschland und damit zuständig für die auf Schwerpunkt Petrochemie hin ausgerichtete Raffinerie mit ihren 550 Mitarbeitern und ein Netz von 350 Tankstellen im süddeutschen Raum. In dieser Woche stellte er sich offiziell vor und den Fragen der Presse. Thomas Gangl verkörpert jenen Typus des modernen Managers, der offen für Anregungen jedweder Art ist und seine Kompetenz aus einer ruhigen gewinnenden Art in Verbindung mit hohem fachlichen Können gewinnt. Ein kleines Beispiel: Eine seiner ersten Entscheidungen war es, die Reiserichtlinien für die Mitarbeiter zu ändern, um einen großzügigeren Informationsaustausch zu ermöglichen. Denn eine Stärke von OMV sieht er darin, technischen Rat über Grenzen hinweg auszutauschen. Gerade zwischen Burghausen und dem österreichischen Schwechat aber auch mit den rumänischen Standorten sei dieser Austausch wichtig und sinnvoll. Bei Problemen stets den potenziell besten Fachmann an der Hand zu haben, sei ein entscheidender Vorteil. Ein Satz, der die Denk- und Arbeitsweise des neuen Raffineriechefs charakterisiert, lautet: „Wir dürfen uns niemals ausruhen, müssen immer wieder aufs Neue unsere Produktion optimieren. Und ein bisschen was geht dabei immer.“ Klar macht Gangl auch, dass Sicherheit nach wie vor oberste Priorität habe. Aber in einem so komplexen Gebilde wie einer Raffinerie gebe es laufend Möglichkeiten, Prozessabläufe weiter zu verbessern. Der 39-jährige Gangl ist gebürtiger Innviertler. Er stammt aus dem Kreis Ried. An der TU Wien hat er Verfahrenstechnik studiert und danach als Diplomingenieur bei OMV begonnen. Vom Schichtleiter arbeitete er sich über verschiedene Positionen in Schwechat hoch und war zuletzt operativer Leiter der OMV Refining & Marketing GmbH. Als seine besonderen Interessen nennt er Umweltthemen und Energieversorgung. Gangl treibt zudem gern Sport. Neben dem in Österreich geradezu obligatorischen Skilaufen hält er sich mit Eislauf, Inline-Skaten, Mountain-Biken und Laufen fit. Gangl ist verheiratet und hat einen neunjährigen Sohn. In Burghausen hat er eine Wohnung bezogen. Die Burghauser Raffinerie ist Gangls Worten zufolge gerade wegen ihrer besonderen Ausrichtung zur Petrochemie gut aufgestellt. Mit 3,6 Millionen Tonnen Jahresproduktion ist die Anlage zwar deutlich kleiner als der europäische Schnitt. Aber die Anlagen sind so zusammengestellt, dass eine möglichst große Menge an kurzkettigen Kohlenwasserstoffen hergestellt werden kann. Ethylen und Propylen werden für die Chemie und für die Weiterverarbeitung in der Borealis benötigt. Die Wertschöpfung ist hier höher als im Bereich der so genannten Mitteldestillate, zu denen Kraftstoffe wie Diesel und Benzin gehören. Burghausen produziert und liefert in diesem Segment per Pipeline nach München-Erding und via Straße nach Salzburg den Jet-Treibstoff für Düsenflugzeuge. Der Preiskampf an den Tankstellen berührt OMV Deutschland allerdings doch ganz konkret. Zum Unternehmen gehören ja auch 350 Tankstellen. An eine Ausweitung über den süddeutschen Raum hinaus ist laut Gangl nicht gedacht. Die Kraftstoffe werden in zwei Raffinerien der Bayernoil bei Ingolstadt hergestellt. OMV ist an der Bayernoil zu 45 Prozent beteiligt. Was den schwerflüchtigen Rest des verarbeiteten Rohöls angeht, so ist Burghausen auch hier in einer guten Situation. Statt Schweröl, das als Verlustbringer gilt, bleibt hier Petrokoks übrig. Der hat einen besseren Preis. Die Nachfrage hält Gangl auch in der nächsten Zeit für gesichert. Während deutsche Raffinerien im Schnitt einen Auslastungsgrad von 80 Prozent haben und damit hart an der Rentabilitätsgrenze liegen, ist die Burghauser Anlage auch hier besser und zu hundert Prozent ausgelastet. Steigerbar wäre bei Bedarf die Propylenproduktion. Sie hat sich mit dem Umbau verdoppelt. Die Metathese-Anlage gäbe noch mehr her. Sie ist erst bei zwei Drittel ihrer Möglichkeiten. Der englische Raffinerie-Gutachter Solomon stellt unterm Strich der Burghauser Raffinerie beste Noten aus. Generell bläst dem Raffineriegeschäft allerdings der Wind schärfer ins Gesicht. In Indien entstehen Anlagen mit Produktionsmengen von 60 Millionen Jahrestonnen - der fast 20fachen Menge Burghausens. „Die Importe von dort drücken auf unsere Preise mit der Folge von Schließungen und Entlassungen.“, so Gangl. Darüber brauchen sich die Mitarbeiter in Burghausen keine Sorgen zu machen. Allerdings besteht auch hier die Tendenz, genau zu prüfen, ob Stellen nach Ausscheiden von Mitarbeitern nicht eingespart werden können. Der neue Kraftstoff E 10 ist im Übrigen für die Mineralölwirtschaft mehr Last. „Freude kommt nicht auf“, sagt jedenfalls Thomas Gangl und erläutert: „Wir müssen das Bioethanol zumischen, dadurch unsere eigenen Produktmengen reduzieren. Und wenn der Absatz zu gering ist, greift eine Kostenmechanik und wir müssen Strafe zahlen.“ Für den Raffineriestandort ist der Bahnausbau sehr wichtig. Nur zehn Prozent ihrer Güter transportiert OMV über die Straße, 17 Prozent sind es auf der Schiene. Der große Rest fließt über Pipelines.

Von: Passauer Neue Presse, 19.02.2011

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Am Raffinerie-Standort Burghausen der OMV Deutschland werden in den nächsten drei Jahren rund 100 Millionen Euro investiert werden.