H2-Reallabor Burghausen: Landkreis Altötting will sich beteiligen

(21.06.2021)

RegioInvest-Geschäftsführer Anton Steinberger informierte über den aktuellen Stand im Kreistag zur „Reallabor Burghausen – ChemDelta Bavaria gGmbH“

Altötting/Burghausen. Die Gründung eines Unternehmens für die Ansiedlung eines Wasserstoff-Reallabors in Burghausen steht kurz bevor. Darüber berichtete RegioInvest-Geschäftsführer Anton Steinberger in der letzten Sitzung des Kreisausschusses des Landkreises Altötting. Der Landkreis Altötting will sich an der Unternehmensgründung beteiligen.

Der RegioInvest-Geschäftsführer beschäftigt sich seit eineinhalb Jahren mit der Wasserstofftechnologie und den Ansiedlungsmöglichkeiten am Industriestandort Burghausen. Viele Treffen gab es, mehrere Unternehmen kamen mit ins Boot, zuletzt die Bayerische Forschungsallianz. Eine Projektskizze ist erstellt, und man sei, so Steinberger, aufgefordert worden, sie nun einzureichen.

Sechs H2-Reallabore sollen in Bayern entstehen
Die Bundesregierung hat sogenannte „Reallabore“ als wirtschafts- und innovationspolitisches Instrument etabliert, um die Energiewende zu bestreiten. In mehreren Modulen soll dort an Wasserstoff geforscht werden, etwa was die Themen Mobilität und industrielle Anwendung anbelangt. Mittlerweile steht fest, dass sechs solche Labore in Bayern entstehen sollen. Weil mehrere Wasserstoff-Projekte bei Wacker, Linde und der OMV Deutschland in Burghausen laufen, gibt es die große Chance, dass sich ein Labor in Burghausen ansiedelt, so Anton Steinberger.

Das H2-Reallabor Burghausen soll nicht von einem Unternehmen getragen werden. „Es soll aber auch nicht über einen Verein gehen, sondern wirtschafts- und handelsrechtlich gebettet sein“, sagt Steinberger. Schließlich seien hohe Fördersummen im Spiel. 20 Millionen Euro seien es allein für vier Jahre. Am Ende könnten bis zu einer Milliarde Euro fließen. Die gemeinnützige Gesellschaft mit beschränkter Haftung (gGmbH), die als Mittel der Wahl angesehen wird, wird laut einem ersten Vertragsentwurf von der Wacker Chemie, Linde, OMV, InfraServ, Vinnolit, Clariant, Borealis Polymere, DB Cargo, TU München, der Technischen Hochschule Rosenheim und der Stadt Burghausen getragen. Und auch der Landkreis Altötting soll mit im Boot sein. Mit einem Anteil von 10.000 Euro will man sich am Stammkapital in Höhe von insgesamt 220.000 Euro beteiligen. Geschäftsführer sind Anton Steinberger und Dr. Dieter Gilles (ehemaliger Wacker-Werkleiter Burghausen). Läuft alles nach Plan, soll in den nächsten Wochen die konstituierende Sitzung stattfinden.

„Die Beteiligung des Landkreises ist deutlich mehr als nur symbolisch“, betonte MdB Stephan Mayer (CSU). Ein sehr gutes Zeichen sei, dass die DB Cargo mit im Boot sei. „Wir sind auf einem unheimlich guten Weg“, fasste Mayer zusammen. Dem pflichtete Burghausens Bürgermeister Florian Schneider bei, der Hans Steindl in der Sitzung vertrat. „Ich glaube, das ist das entscheidende Projekt.“ Steinberger habe es mit MdL Martin Huber vorbildlich vorangetrieben. „Es ist eins der wichtigsten Themen für Burghausen. Wir brauchen dafür die gleiche Anstrengung wie bei der A94, nur darf es nicht so lange dauern wie der Bau der A94.“

„Schicksalsfrage für unsere chemische Industrie“
Landrat Erwin Schneider fügte an, dass das Labor vor allem für die Frage zentral sei, wie man die Energie künftig verteilt. „Das ist eine Schicksalsfrage für unsere chemische Industrie.“ Das sah auch FW-Fraktionssprecher Herbert Hofauer so. Er und seine Fraktionskollegen wünschen sich deshalb darüber hinaus generell Infos zur Energieversorgung und wie diese in zehn Jahren aussehen kann; nicht zuletzt deshalb, da vergangene Woche die Planungen des 380-kV-Projekts vorgestellt worden sind. Dem pflichtete Stephan Mayer bei: „Das wäre sinnvoll.“

Von Grünen-Sprecher Stefan Angstl nach einem Zeithorizont gefragt, antwortete Steinberger, dass das Reallabor 2023 in Betrieb gehen soll. Das hänge aber natürlich von der Stadtpolitik ab, so Anton Steinberger. Florian Schneider entgegnete, dass es um viel Geld gehe, denn man stelle sich das Salzachzentrum als Standort vor: „Wir sind optimistisch.“

Einstimmig sprach sich der Ausschuss für eine Beschlussempfehlung an den Kreistag aus. Dort wird die Beteiligung des Landkreises an der „Reallabor Burghausen – ChemDelta Bavaria gGmbH“ – so die offizielle Firmierung – final entschieden.

7 Mio. Investition für elektrischen Stellwerk am Güterterminal Burghausen
Noch in einer weiteren Sache wurde RegioInvest-Geschäftsführer Anton Steinberger in der Kreisausschusssitzung vorstellig. Den Punkt nahm Landrat Erwin Schneider noch kurzfristig auf die Tagesordnung. Am Güterterminal soll ein elektronisches Stellwerk installiert werden, was für die Elektrifizierung der Bahnstrecke vonnöten ist. Nächstes Jahr soll mit dem Bau begonnen werden, der ein dreiviertel Jahr dauern wird. Den Kosten von sieben Millionen Euro muss der Landkreis als Gesellschafter zustimmen. Das übernahm der Ausschuss einstimmig.

Weitere Informationen zum Projekt H2-Reallabor Burghausen

Von: WiföG

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Möglicher Standort für H2-Reallabor Burghausen: Das Areal des Salzachzentrums in der Burghauser Neustadt. Verhandlungen dazu laufen bereits, so Burghausens Bürgermeister Florian Schneider. (Foto: KommExpert)