„Beim Bahnausbau ist es schon 5 nach 12“

(17.04.2011)

Magistrale für Europa: Landrat Schneider und Burghausens Bürgermeister Steindl formulieren Ziele der Region Burghausen/Mühldorf. Der Montag, der erste Tag der Hauptversammlung der Initiative „Magistrale für Europa“, stand ganz im Zeichen der internationalen Verkehrsverbindung zwischen Paris und Bratislava. Am gestrigen Dienstag ging es in erster Linie um die Gegebenheiten im Bayerischen Chemiedreieck und dessen Bedürfnisse. Vor den Fachreferaten gaben Landrat Erwin Schneider und Bürgermeister Hans Steindl - wie schon tags zuvor ihre Mühldorfer Kollegen Georg Huber und Günther Knoblauch (der Anzeiger berichtete) die Richtung vor. Schneider richtete Dankesworte nach Baden-Württemberg wegen der geleisteten Solidarität bezüglich der Ethylen-Pipeline; nach den Diskussionen um Stuttgart 21 sei diese Unterstützung heute kaum mehr in dieser Art möglich, vermutete der Landrat. Die Anbindung an den Ethylen-Verbund gehöre ebenso wie die gesicherte Energieversorgung zur Infrastruktur in Südostoberbayern - schließlich sei der Landkreis Altötting wohl der energieintensivste in ganz Bayern. Die chemische Industrie benötige 5 Terrawattstunden Strom pro Jahr, gab Schneider als Hintergrundinformation für die internationalen Tagungsteilnehmer im Burghauser Bürgerhaus. Beim Thema Bahnausbau gab sich der Landrat illusionslos: „Wir hinken hinterher, wir bilden hier das Schwachstück.“ Deshalb sei die Solidarität innerhalb der Magistralen-Initiative umso wichtiger für das Bayerische Chemiedreieck. Zweierlei monierte Schneider: Seiner Ansicht nach sei der Verkehrshaushalt des Bundes massiv unterfinanziert, woraus er die Forderung schloss, dass die Einführung einer allgemeinen Pkw-Maut unumgänglich sei. Und für in als Kommunalpolitiker seien die langen Planungs- und Bauzeiten bei überregionalen Infrastrukturmaßnahmen unverständlich: „Das muss schneller zu lösen sein. Die Bürger haben dafür kein Verständnis.“ Zufrieden könne man erst sein, wenn es beim Bahnausbau schneller voran geht: „Es ist 5 nach 12.“ Burghausens Bürgermeister Hans Steindl gab sich kämpferisch. In Niederbayern habe es nach den Aussagen des Zukunftsrates bezüglich der Zukunftsfähigkeit der Region eine Art „Kriegszustand“ gegeben, die Region habe sich auf die Hinterfüße gestellt (der Anzeiger berichtete). Diesen Aufstand, diese konzertierte Lobbyarbeit gebe es in Südostoberbayern nicht, was er seit Jahren beklage: „Wir sind wirtschaftsstark, wir zahlen brav unsere Steuern und Abgaben. Wir sind die vergessene Region.Und es besteht die Gefahr, dass man uns wieder vergisst.“ Der bisherige Baufortschritt auf der Bahnstrecke München-Mühldorf-Freilassing sei zu wenig: „Ein Weichenstellwerk und acht zweigleisige Kilometer - das ist nicht die Erfolgsspur.“ Es gehe darum, nicht nur zu reden, sondern zu handeln. Dass seine Stadt Burghausen diesen Weg aktiv beschreitet, stellte Anton Steinberger, Geschäftsführer der WiföG, exemplarisch am Projekt des Güterverkehrsterminals dar. 23 Millionen Euro würden investiert für diesen Güter-Umschlagplatz für die Landkreise Altötting, Mühldorf und Rottal-Inn, der auch im Kontext eines internationalen Bahnverkehrs zu sehen sei, den die Initiative „Magistrale für Europa“ propagiere. Und auch Bayerns Bahnchef Klaus Dieter Josel zeigte sich überzeugt von diesem Ziel, das sein Unternehmen unterstützen wolle - wenn der Bund das nötige Geld zu Verfügung stellt, um Fortschritte zu erzielen. Vor allem die  Aktivitäten beim Güterverkehrsterminal veranlassten den Vorsitzenden der Magistralen-Initiative Heinz Fenrich abschließend zu Lob und Optimismus: „Sie sprechen davon, dass das Terminal ein Schlüssel zur Welt ist. Das wollen wir sein bei der schnellen Realisierung der Magistrale Paris-Bratislava.“

Von: http://www.pnp.de/region_und_lokal/landkreis_altoetting/burghausen/

Zurück

Burghausen als Motor der Region: Bürgermeister Hans Steindl und Wirtschaftsförderer Anton Steinberger stellten konkrete Projekte in den Mittelpunkt.

Bessere Lobbyarbeit für den Wirtschaftsraum Inn-Salzach mit dem Bayerischen Chemiedreieck fordert Günther Knoblauch, Vorsitzender des hiesigen Städtebundes. Foto: Willmerdinger/PNP